Ratingen. "Natürlich haben wir Verständnis für die Leute. Dass die langsam, aber sicher allesamt sauer reagieren, ist nachvollziehbar. Allerdings sind wir als Stadt die falschen Ansprechpartner, denn wir haben mit alledem überhaupt nichts zu tun." Seit Wochen schon werden Silvia Schuster, Abteilungsleiterin für die Abfallwirtschaft, und ihr Team im Rathaus mit Beschwerden bombardiert, die der nach wie vor nur schleppende Austausch der gelben Tonnen mit sich bringt. Schuster: "Geht’s um das Thema Müllentsorgung, denken alle unwillkürlich, das ist doch Sache der Stadt."
Federführung liegt beim Dualen System Deutschland
Doch in diesem Fall nicht: Die Federführung liegt in den Händen des Dualen Systems Deutschland (DSD), das dem Berliner Unternehmen Alba den Zuschlag zur Abfallentsorgung im Kreis Mettmann erteilte. Alba wiederum löste die Düsseldorfer Awista ab - und genau hier befindet sich der Haken: Während Awista in der zweiten Dezemberhälfte nicht nur seine letzten Abfuhren im Ratinger Stadtgebiet leistete, sondern auch die alten gelben Tonnen - wie vereinbart - auf Nimmerwiedersehen einsammelte, sollte Alba das "Komplettprogramm" Eins zu Eins übernehmen - samt Verteilung der neuen Behältnisse. "Allerdings", erklärt Michael Mevissen, Geschäftsführer der Alba GmbH, "ist das Kataster, das wir von unserem Vorgänger übernahmen, in einem schlecht gepflegten Zustand. Für einen reibungslosen Wechsel ist diese Auflistung jedoch Grundvoraussetzung. Leider haben wir dieses Problem erst erkannt, als das Kind bereits in den Brunnen gefallen war." Die zwangsläufige Folge sei das momentane Chaos, das den Bürgern die Zornes- und den Mitarbeitern von Stadtverwaltung und Alba die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. "Schon fünf bis acht Prozent Beschwerden machen allein in Ratingen bei einem Aufkommen von rund 40000 Gefäßen einen gehörigen Batzen aus", macht Mevissen deutlich. "Aufgrund dieser Schieflage haben wir jetzt natürlich doppelte Arbeit vor der Brust: zum einen unseren eigentlichen Job, zum anderen die Abarbeitung der Reklamationen." Zusätzliche Schichten auch an den Sams- und Feiertagen sowie nicht zuletzt "Nerven wie Drahtseile" ließen allmählich Licht am Ende des Tunnels erkennen. Im Rathaus an der Minoritenstraße wurde derweil eine spezielle Hotline für die verärgerten Bürger eingerichtet, da die Drähte der Verwaltung heiß zu laufen drohten. Unter der Rufnummer 0800/2232555 ist eine Mitarbeiterin von Alba zu erreichen. "Mit ihr möchte ich nicht tauschen", bekommt Silvia Schuster den Trubel trotzdem nach wie vor hautnah mit.
Zeitpunkt der Umstellung ist unverständlich
Riesige Steine würden daher auch der städtischen Fachfrau vom Herzen fallen. "Ich bin heilfroh, wenn das Thema endlich vom Tisch ist." Gleichwohl stellt sie die - berechtigte - Frage, warum das Duale System eine derartige Umstellung ausgerechnet auf die "Zeit der Verpackungen" rund um Weihnachten und Silvester legt. "Wir haben beim DSD bereits angeregt, in Zukunft die Planungen doch bitte entsprechend zu überdenken."