Ratingen: Ausstellung - Vom Stoffbeutel zum Fetisch

Im Museum Cromford dreht sich alles um Taschen. Auch die Original-Handtasche von Marlene Dietrich ist zu sehen.

Ratingen. In den nächsten Monaten dürften vor allem die weiblichen Besucher in Scharen ins Rheinische Industriemuseum Cromford strömen, denn die neueste Ausstellung widmet sich einem ganz besonderen Thema: "Packen - Wühlen - Tragen.

Die Tasche - Vom Transportmittel zum Fetischobjekt" nennt sich die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Rheinischen Industriemuseum Engelskirchen durchgeführt wird.

Auch wenn nahezu alle Aspekte des Phänomens berücksichtigt wurden, steht doch die Handtasche ganz klar im Mittelpunkt und nimmt gut die Hälfte des Ausstellungsraumes für sich ein.

Die Tasche ist eines der ältesten "Accessoires" der Menschheit, schon die Steinzeitmenschen benutzten Behälter aus Pflanzenteilen oder Felltaschen, um Nahrung zu sammeln und zu transportieren. Wie wurde aus diesem reinen Nutzgegenstand ein ganzer Industriezweig, ein Kultobjekt und Modefetisch?

Dieser Frage gehen die Kuratorinnen Vera Beyer (Engelskirchen) und Jasmin Heil (Ratingen) nach. Beide absolvieren derzeit ihr Volontariat beim Rheinischen Industriemuseum und liefern mit dieser Ausstellung ihr Abschlussprojekt ab.

Dass der Handtasche dabei so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, hat einen handfesten Grund: Nirgends sonst wird der enge Zusammenhang zwischen historischer, gesellschaftlicher und modischer Entwicklung so deutlich, wie bei diesem kleinen aber unverzichtbaren Ausstattungsstück.

Vom Stoffbeutel, der unter der Kleidung getragen wurde, zum modischen Bekenntnis war es ein langer Weg, der anhand unzähliger Exponate nacherzählt wird.

Dabei gibt es so exklusive, aber auch kuriose Stücke zu sehen, etwa eine Herrenhandtasche in Form eines Pistolenholsters, eine Auswahl der legendären "Kelly Bag" von Hermès oder die Originaltasche, die Diva Marlene Dietrich 1951 im Film "No Highway in the Sky" trug.

Aber auch ganz profanen Stücken wie Koffern, Sporttaschen, Seesäcken oder Arzttaschen wird ausreichend Raum gegeben. Eine derart große Auswahl konnte - trotz des reichhaltigen Museumsfundus - nur dank unzähligen Leihgaben von Ratinger und Düsseldorfer Privatleuten, die zum Teil ihre Lieblingsstücke hergegeben haben, Taschenherstellern und anderen Museen ermöglicht werden.

Ein weiterer Clou ist die "Cromforder Taschenbörse", bei der das Museum am 26.Oktober von 10 bis 17 Uhr zum Umschlagplatz für Taschen aller Art wird.