Ratingen: Das Ende der Traditionsläden
Nach 45 Jahren schließt die Kunsthandlung Schützdeller-Wittek. Es ist aber nicht das einzige Geschäft, das in nächster Zeit nur noch Geschichte sein wird.
Ratingen. So manch ein Kunstliebhaber wird ein Tränchen in den Augen haben. Denn einer der ältesten Kunsthändler in der Stadt wird seine Pforten schließen: der Kunsthändler Schützdeller&Sohn an der Lintorfer Straße. "Nach 45 Jahren wird es nun Zeit, den Laden aufzugeben", sagt Yvonne Schützdeller-Wittek.
Sie ist nicht die einzige, die die Pforten ihres Ladens schließt. Aktuell verkünden drei weitere Einzelhändler ihre Geschäftsaufgabe (siehe Infokasten). Viele tun das, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können. Bei Schützdeller-Wittek sind es andere Gründe, warum sie ihren Laden nicht mehr weiter führt.
Bevor die Kunsthändlerin den Laden alleine betrieb, war ihr Mann an ihrer Seite. Der hatte seit 1962 mit seinem Schwiegervater die Fäden in der Hand. Deshalb auch der Name: Schützdeller&Sohn. Doch ihr Mann ist vor zwei Jahren gestorben. Und der Tod ihres Gatten ist neben der Tatsache, dass es keinen Nachfolger gibt, ein wichtiger Grund, warum Yvonne Schützdeller-Wittek den Laden nun aufgibt. "Ich möchte nicht länger im Geschäft stehen, in dem mein Mann auch gestorben ist. Da werden zu viele schmerzhafte Erinnerungen wach."
Weil sie eine lebensfrohe Frau sei, wolle sie sich mehr die schönen Zeiten in ihr Gedächtnis zurückholen. Denn - so viel steht für Yvonne Schützdeller-Wittek fest - die 45 Jahre waren eine sehr schöne Zeit und "ich habe immer gerne in unserem Laden gearbeitet - egal, an welchem Standort."
Das erste Geschäft eröffneten die Kunsthändler an der Oberstraße, von da aus ging es zunächst zur Turmstraße bis der Laden 1972 an die Lintorfer Straße umzog. Kunden hätten sie immer gehabt. "Klar, es gab auch schlechte Zeiten, aber Kunst ist zu jeder Zeit beliebt", sagt sie.
Dass sie ab Ende September nicht mehr ihre Kunden mit Bildern und Rahmen beglücken wird, sieht die 64-Jährige mit einem weinenden und einem lachenden Auge. "Ich freue mich auf meinen Ruhestand, weil ich endlich mal wieder Urlaub machen kann. Aber wenn ich dicht mache, verliert die Stadt schon wieder ein Traditionsgeschäft. Das ist traurig."
Denn Ratingen sei im Grunde genommen eine schöne Stadt, die aber immer mehr an Charme verliert, sagt die gebürtige Niederländerin, die sich sofort in Ratingen verliebt hatte, als sie das erste Mal hierhin kam. "Ich hoffe jetzt nur, dass sich noch etwas tut, damit Ratingen wieder mehr Einkaufsflair gewinnt." Damit spricht Yvonne Schützdeller-Wittek wohl vielen Dumeklemmern aus dem Herzen.