Wülfrath: Im „Alt-Wülfrath“ bleibt das Licht aus
Gastwirtschaft: Das Brauhaus „Alt-Wülfrath“ ist nach Jahren des Leerstands verkauft – und wird eine andere Nutzung erhalten.
Wülfrath. Die guten, alten Zeiten - man hört die Oldies, das Geräusch des Zapfhahns, das fröhliche Lachen der Gäste. Doch diese Zeiten sind vorbei. Das Wülfrather Brauhaus ist verkauft. Eine Gaststätte wird es hier nicht mehr geben, obwohl viele Wülfrather gehofft hatten, dass bei Brass wieder der Zapfhahn läuft.
"Ich habe verkauft", sagt Irena Brass der WZ. Mitte bis Ende Juni wird sie den Schlüssel an den neuen Besitzer übergeben. "Ein Ehepaar mit zwei Kindern." Mehr verrät sie nicht. "Es wird viel spekuliert", sagt sie. Sie sei froh, dass die Immobile nun verkauft sei, sie habe sich in Wülfrath kaum noch blicken lassen können. "Ständig wurde ich gefragt, was aus dem Brauhaus wird."
Lange hat sie überlegt, hat viel Rat eingeholt. "Verpachten fiel nach den Gesprächen aus", sagt sie. Und alleine weitermachen, ohne Buddy, der vor sechs Jahren starb, das konnte sie sich nicht vorstellen. "Wir waren ein perfektes Team. Es fehlt was, ohne ihn mache ich es nicht."
Die Wülfrather hatten immer noch gehofft, dass es bei "Buddy" weitergeht. Jeden Tag hatte Irena Brass für Substanzschutz gesorgt, die Räume gelüftet. Doch nun sind die alten Bilder schon verschwunden, die Gewehre, die die Wände schmückten, abgenommen. Der Tresen kommt fort.
"Ich bin schon wehmütig", sagt Irena Brass, "es waren so schöne Zeiten. Doch es muss nun Schluss sein." 1979 kam die in Polen geborene Irena nach Wülfrath, lernte bald Helmut "Buddy" Brass kennen. Die Kranken- und OP-Schwester half in der Gaststätte mit, hatte einen guten Draht zu den Gästen.
Die Küche war gutbürgerlich. Schwiegermutter Lieselotte war für ihre Muscheln berühmt. Das obergärige Bier wurde selbst gebraut. Buddy Brass war eine Institution.
Das 300 Jahre alte Steinenhaus an der Schwanenstraße hatte vor gut zehn Jahre die Denkmalschutzplakette erhalten. Seit 1903 ist es im Besitz der Familie Brass. "Der Vater meines Schwiegervaters kam damals mit Pferd und Kutsche nach Wülfrath, suchte eine neue Aufgabe.
Seine zwölf Kinder sollten nicht erleben, dass in der alten Heimat ein Freudenhaus geplant war", erzählt Irena Brass. Der Schwiegervater sah, dass er in Wülfrath, wo Kalk abgebaut wurde, eine Zukunft hatte. "Wo gearbeitet wird, da wird auch getrunken", sagte er.
Es war ein weiter Weg bis hin zum Brauhaus, wo dann das eigene Bier gebraut wurde. In den 70er Jahren war in den Kellerräumen die Szenekneipe "Altstadtkeller" für Studenten etabliert. 1979 lernte Irena Helmut Brass kennen. Sie heirateten, Tochter und Zwillinge wurden geboren. "Die haben aber andere Träume, sie wollten das Brauhaus nicht übernehmen", so Irena Brass. Als Brauhaus lief das "Alt-Wülfrath" gut - bis Buddy Brass erkrankte. Vor sechs Jahren starb der beliebte und engagierte Wirt.
Gläser aus der alten Zeiten gibt es noch, mit dem Wolf für Wolverothe. "Bei uns tanzt der Wolf, hieß es immer", erinnert sich Irena Brass.
Sie arbeitet nun am Klinikum Niederberg in Velbert, sieht sich vor ganz neue Herausforderungen gestellt.