Ratingen: Der Mösch die Ehre erwiesen
Brauchtum: Mit einem Umzug und dem Biwak wurde gestern der Vorbote des großen Schützenfestes gefeiert, der Möschesonntag.
Ratingen. Zuerst hört man sie nur leise, dann werden die Trommeln und Flöten, Trompeten und Posaunen immer lauter. Einige Zuschauer haben es sich schon auf den Bänken am Marktplatz oder vor den umliegenden Cafés gemütlich gemacht. Nun gehen alle Blicke in Richtung Minoritenstraße, wo sich im Rhythmus der Musik der Umzug der St. Sebastiani-Bruderschaft nähert.
"Der Umzug am Möschesonntag ist traditionell das Zeichen, dass am nächsten Wochenende das Schützenfest ist", erklärt Vize-Bruderschaftschef Gero Keusen. Daher geht es auch nicht direkt auf den Marktplatz. Der Zug, dessen Spitze das Tambourcorps Lintorf und der Musikzug der Bruderschaft "Rheinische Jäger" bilden, marschiert zunächst weiter durch die Kirchgasse bis zum nächsten Zwischenstopp. Für die einen wartet dort ein schwarzer Kaffee, für die anderen ein dunkles Altbier.
Auf Max Keusen jedoch warten Geschenke. "Ich habe heute Geburtstag", sagt er: "Deswegen feiern wir das hier schon mal ein bisschen." Seit drei Jahren ist der 19-Jährige Schütze, gefeiert wird daher auch mit den Freunden aus der Bruderschaft: "Wir sind ja viele Jugendliche." Am Vorabend hat er es ruhiger angehen lassen, groß reingefeiert wurde nicht: "Ich wusste ja, dass es heute anstrengend genug wird", sagt er lächelnd.
Die Geschenke müssen jedoch erstmal warten, denn der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Auf dem Marktplatz wird er bereits von den Schützenfreunden und vor allem -frauen erwartet. "Wir sind befreundet mit dem Königspaar", erklärt Brigitte Zimmermann, warum sie heute mit ihren beiden Freundinnen bei der Feier ist: "Wir waren heute morgen schon zum Frühstück eingeladen, das war für uns natürlich eine besondere Ehre." Der Tag ging für die drei Damen daher zeitig los. Um acht Uhr stand das gemeinsame Frühstück auf dem Plan. "Da war also frühes Aufstehen angesagt", sagt Bärbel Großmann. Beklagen will sie sich darüber nicht, im Gegenteil: "Wer Brötchen schmieren musste, war schon um vier Uhr da." Das Frühstück hat ebenso Tradition bei den Schützen und wird von den jeweiligen Königen ausgerichtet, bevor der Umzug mit der "Silbernen Mösch" beginnt.
Pagenkönig Lukas Schier trägt unterdessen den silbernen Vogel an einer Stange auf den Marktplatz. Sofort nehmen die Schützen Haltung ein, immerhin hat man es hier mit einem ehrenvollen Gegenstand zu tun. "Mösch ist die alte Begrifflichkeit für Spatz", erklärt Gero Keusen: "Der Vogel wurde vor vielen Jahren aus echten Silberplatten des Königssilbers gemacht."
Dann richtet der Vorsitzende der Bruderschaft Karl-Heinz Schneider das Wort an die Schützen. Vor versammelter Mannschaft verpasst er seiner Kompanie einen Rüffel: "Es freut mich, dass fast alle Kompanien da sind und einheitliche Kleidung anhaben." Seine Kompanie zähle leider nicht dazu. "Beim Umzug gucken wir, ob alle da sind, alle die richtige Kleidung tragen und so", erklärt Gero Keusen beim anschließenden Schützenbiwak auf dem Rathausvorplatz. Wie es richtig geht, können die Schützen am Wochenende zeigen. Dann startet das große Schützenfest mit einer Oldie-Party.