Ratingen: Die ganze Stadt eine Bühne
Das schlechte Wetter stellte Besucher und Organisatoren auf eine harte Probe. Das „Ratingen Festival“ war dennoch wieder ein voller Erfolg.
Ratingen. Das viele Daumendrücken, Kerzen anzünden und gute Zureden hat offenbar geholfen: Während aus ganz Deutschland über Sturm und Unwetter berichtet wurde, blieb es in Ratingen am Wochenende verhältnismäßig ruhig und über weite Strecken trocken.
Sogar die Sonne ließ sich öfters blicken - vor allem am Samstag. Für Frank Rehmann vom Ratingen Marketing waren damit die schlimmsten Befürchtungen ausgeräumt: "Sein" Ratingen Festival ist nicht ins Wasser gefallen.
Und das verdanken er und die Stadt nicht nur dem Zufall, sondern auch den Ratinger Bürgern, die sich von dem vorzeitigen Herbsteinbruch die Stimmung einfach nicht vermiesen lasen wollen. "Wir sind doch nicht aus Zucker! Das bisschen Regen stört doch nicht, solange die Musik gut ist und das Bier schmeckt", wehrt Achim Vomhof ab.
Er und seine Freunde wollen feiern, dafür sind einige auch von außerhalb angereist. "Wir haben gehört, dass es letztes Jahr richtig toll gewesen sein soll, da wollten wird uns mal selber ein Bild machen" erklärt Hans-Peter Mertens aus Wülfrath völlig begeistert.
Das Programm, das Frank Rehmann und sein Team aufgefahren haben, kann sich aber auch sehen lassen: Stolze zwölf Bands und Solokünstler stehen an den drei Tagen auf drei Bühnen in der Ratinger Innenstadt: Am alten Steinhaus, vor dem Rathaus und natürlich auf dem Marktplatz. Echte Stars sind ebenso dabei wie hoffnungsvolle Nachwuchstalente und beliebte Lokalmatadore. Rock, Pop, Funk und Disco, sogar Klassik sind im Repertoire zu finden.
"Da ist für jeden etwas dabei", freut sich Manuela Holte. Wie so viele andere ist auch für sie das eigentliche Highlight des Festivals der Auftritt des Iren Johnny Logan. Der dreimalige Grand-Prix-Sieger bricht noch immer die Herzen aller Frauen: "Ich war schon einmal auf einem seiner Konzerte, da war ich noch ein Teenager! Ich bin richtig gespannt", erzählt die Düsseldorferin begeistert.
Bis zu seinem Auftritt wird es aber auch nicht langweilig. Zahllose "Walk Acts" - Stelzengänger in fantastischen Kostümen, kulinarische Artisten oder Drehorgelspieler - ziehen pausenlos durch die Innenstadt. Wenn die Instrumente auf den Bühnen schweigen, treten Tanzgruppen und sorgen für Stimmung. "Hier ist ja wirklich überall was los", ist Waltraut Stankoviak überrascht. Die Monheimerin ist zum allerersten Mal in Ratingen, "aber ich könnte mir vorstellen, auch so einmal wieder zu kommen!"
Wer durch das bunte Treiben schlendert, findet hier und da noch etwas richtig Außergewöhnliches. Zum Beispiel die "Silent Disco", die am Samstagabend eine willkommene Abwechslung zur lauten Musik auf den Bühnen bietet. Über Funkkopfhörer hört man die Klänge des DJs und kann unter freiem Himmel tanzen, die für alle anderen unhörbar bleiben - ein ulkiger Anblick für die Passanten, aber ein interessantes Erlebnis für die wenigen Mutigen wie Anka Beyer (21). Ihr machen die irritierten Blicke nichts aus.
Zu diesem Zeitpunkt ist auf dem Marktplatz kein Durchkommen mehr, alle wollen Johnny Logan sehen: Endlich erklingt sein Hit "Hold Me Now", den alle mitsingen können. Und dann brennt der Ire ein musikalisches Feuerwerk ab, das nicht nur seine von weither angereisten Fans in Verzückung setzt. Klassiker von Janis Joplin oder die Beatles-Hymne "Hey Jude" werden von allen mitgesungen. Und als zum Finale ein kleines Feuerwerk über der Bühne abbrennt, ist es wieder da: das Gänsehautfeeling.
Am Sonntag machte kalter Wind und Nieselregen den Künstlern und Besuchern zu schaffen. Am Abend freute sich Rehmann trotzdem: "Es ist alles wie am Schnürchen gelaufen. Und die Besucherzahlen zeigen: Das Festival hat ein großes Potenzial. Wir werden es weiter ausbauen."