Ratingen: Die richtigen Debatten gehen jetzt erst los

Wie geht es weiter? Standort, Dimension und Kosten sind völlig offen. Kontroversen stehen jetzt schon fest.

Ratingen. Eine Meinung hatten alle. 40 Ratsmitglieder sprachen sich am Dienstagabend in geheimer Abstimmung für einen Rathausneubau aus, 27 für die Sanierung des bestehenden. Enthaltungen gab es keine. Was bedeutet dieses Ergebnis jetzt?

Zunächst nur die Grundsatzentscheidung pro Neubau, contra Sanierung - nicht mehr und nicht weniger. Wann, wo, in welcher Form, in welchem Umfang und zu welchem Preis ein neues Rathaus gebaut wird, ist völlig offen. Und man muss kein Prophet sein: Die Diskussionen werden ebenso heftig und kontrovers weitergehen wie bei der Grundsatzfrage.

Bekanntermaßen favorisiert die Verwaltung einen Neubau auf dem Grüngelände neben der Stadthalle. Die alternative Splitlösung - Hauptgebäude am Krumbachskothen und Zentralbau mit Ratssaal, Bürgerbüro, Bürgermeister und Fraktionen an der Minoritenstraße - sei dagegen ungünstiger. Die SPD wiederum hält die Splitlösung für besser, weil sie die Grünanlage mit dem Teich neben der Stadthalle erhält. In der CDU wurde auch schon mal über eine "große Lösung" nachgedacht, bei der noch die Stadthalle als Tagungszentrum in einen Neubau einbezogen werden könnte. Die entsprechenden Diskussionen sind also absehbar.

Die nächste offene Frage betrifft die Ausmaße des neuen Rathauses. Die bisherigen Modelle und ihre Berechnungen fußten ausschließlich auf einer 1:1-Übertragung des jetzigen-Rathauses auf einen Neubau. Dies war Vorgabe, um Kosten exakt vergleichen zu können. Das heißt natürlich nicht, dass auch nach diesem 1:1-Modell gebaut wird. Bereits in der Ratssitzung klang das an: Vielleicht kann man das Rathausnebengebäude am Stadionring und das Technische Rathaus mit in einem Neubau integrieren, vielleicht will man es hier ein bisschen üppiger und dort ein wenig repräsentativer.

Damit unmittelbar verknüpft ist die Kostenfrage. Inzwischen geht niemand mehr noch davon aus, dass die 26,9 Millionen Euro, die von den Planern bisher errechnet wurde, Bestand haben werden. In der Ratssitzung wurden von verschiedenen Seiten Summen von 35, 40 und sogar 45 Millionen Euro genannt. Nach Expertenmeinung keine unrealistischen Annahmen. Selbst die Verwaltung geht in ihrer letzten Drucksache von erheblichen Kostensteigerungen aus.

Völlig offen ist jetzt auch die Frage nach dem Baubeginn. Während für die Sanierung ein kompletter Plan in der Schublade liegt, kann bei einem Neubau überhaupt erst mit der Planung begonnen werden, wenn man sich auf ein Projekt geeinigt hat. Nach einem Realisierungswettbewerb soll nach Vorstellung der Verwaltung ein neuer Generalplanervertrag ausgehandelt werden. Ende 2011 könnte der Neubau im Idealfall stehen - ein Jahr später als bei einer Sanierung. Die müsste eigentlich längst laufen.