Ratingen: Mein erstes Auto - ein Panzer mit Mega-Sound

In seinem Ford Taunus war Dirk Tratzig gerne auf Achse – und musste auch improvisieren.

Ratingen. "Das war ein richtiger Panzer - dickes Blech, Blattfedern an der Hinterachse." Dezernent Dirk Tratzig bekommt ein Leuchten in den Augen, als er nach seinem ersten Auto gefragt wird. Ein Ford Taunus, 1600er-Maschine, Baujahr 1975. Als Tratzig 1982 den Führerschein in der Tasche hatte, bekam er den Wagen von seinem Opa geschenkt. "Der hatte sich einen Neuen gekauft."

Trotz seines Gardemaßes von 1,95 Metern hatte Tratzig in dem Ford keine Platzprobleme - schon gar nicht beim Einsteigen. "Das war ein Zweitürer, und die Türen gingen besonders weit auf." Grund: Sein Großvater hatte ein Holzbein und war auf so etwas angewiesen.

Sobald Dirk den Taunus sein Eigen nannte, wurde der Wagen natürlich zeitgemäß umgestaltet: Vier Zusatzscheinwerfer, fetter, schwarzer Rallye-Streifen auf dem Dach und eine "dicke Anlage mit Zusatzverstärker und mehreren Lautsprecherboxen". Laut musste sie sein, die Klangqualität war eher zweitrangig. "Frequenzweichen waren nur etwas für Weicheier."

Zum unverwechselbaren Outfit gehörte außerdem das große Bild, das er auf die Motorhaubve gemalt hatte. "Ein Verwandter hatte eine Autowerkstatt und besorgte mir verschiedene Lackproben." Als Motiv wählte Tratzig das Cover der Rockband "White Snake" (Crying in the rain).

In seiner Sturm- und Drangzeit ging Tratzig mit Kumpels oft und gerne auf Tour. "Wir haben da drin auch schon mal zu dritt gepennt - je einer auf den Sitzen und einer hinten auf der Rücksitzbank."

Öfter brauste der Taunus auch gen Westen - nach Holland. Einmal fiel kurz vor der Grenze (damals wurde noch kontrolliert) der Auspuff ab. "Wir sind sofort von der Autobahn abgefahren und haben überlegt, wie wir den flicken können." Die findigen Jungs "borgten" sich an einem Weidezaun ein Stück Draht, fanden an einem Container einen Fetzen Teerpappe, kauften sich für "einsfünfzig" ein billiges Taschenmesser und eine Dose Cola. Mit diesen Utensilien wurde der Auspuff repariert - und mit Rennwagensound an der Grenze durchgewunken. "Vor der Rückfahrt haben wir uns noch ein Stück Teerpappe besorgt. Als wir dann mit dem Wagenheber im Wald hantierten und unter dem Auto lagen, haben die Leute schon merkwürdig geguckt", erinnert sich Tratzig.

Das Ende vom Taunus-Lied ist schnell gesungen. Nach eineinhalb Jahren verkaufte Tratzig den Taunus an einen Freund. "Der hat ihn dann beim einem Unfall leider komplett zerlegt." Da blieb auch von der schönen Motorhaube nichts übrig. Schade.