Ratingen: Familien zahlen 264 Euro mehr für Gas und Fernwärme

Stadtwerke: Schon nächste Woche wird Fernwärme teurer, im September steigt erneut der Gaspreis.

Ratingen. "Im Herbst werden wir schauen, wie sich der Markt entwickelt hat. Wenn die Ölpreise noch höher steigen, werden wir um eine weitere Preiserhöhung nicht herumkommen." Stadtwerkechef Friedrich Schnadt hält nichts davon, seinen Kunden Sand in die Augen zu streuen.

Die Energiepreise gehen seit Wochen und Monaten nur in eine Richtung: steil nach oben. Zu Jahresbeginn kostete ein Fass Rohöl 100Dollar, derzeit sind es rund 140. Durch die Kopplung von Öl- und Gaspreis wird jetzt auch Gas deutlich teurer.

Zum 1. September werden deshalb die Tarife für Erdgas und Fernwärme zwischen knapp zehn und 20 Prozent angehoben (wir berichteten). "Ohne diese Erhöhung würden wir in diesem Jahr ein Minus machen", verteidigte Schnadt die Anhebung.

Bei der Grundversorgung hatte es die letzte Preiserhöhung am 1. Mai gegeben, bei den Sonderkundenverträgen zuletzt am 1. Januar. Nicht angehoben werden die Grundpreise sowohl beim Gas als auch bei der Fernwärme.

Die Tarife im Detail: Bei der Grundversorgung erhöht sich der Preis für eine Kilowattstunde von 9,78 auf 10,63 Cent. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20 000 kWh, das entspricht dem Bedarf einer vierköpfigen Familie, macht das Mehrkosten von 168 Euro aus. Wer einen Sonderkunden-Vertrag hat, muss jedoch deutlich tiefer in die Tasche greifen: Hier klettert der Preis von 5,55 auf 6,82 Cent pro Kilowattstunde. Ein Vier-Personen-Haushalt muss also mit einem Aufschlag von 264 Euro rechnen.

Singles kommen nicht viel günstiger davon. Wer einen Jahresverbrauch von 10000 kWh hat, zahlt je nach Tarif zwischen 84 und 127 Euro mehr im Jahr.

Bei der Fernwärme steigen die Preise bereits in der nächsten Woche - zum 1. Juli. Eine Kilowattstunde verteuert sich von 6,84 auf 8,22 Cent - ein Plus von 20 Prozent.

Für die Kunden mag es ein schwacher Trost sein, wenn Schnadt auf Konkurrenten am Markt wie etwa "E-Wie-Einfach" verweist, die noch deutlich über den - schon erhöhten - Stadtwerkepreisen liegen. "Wir sind immer noch eine der günstigsten Versorger, nicht nur in der Region", betonte Schnadt.

In einer Vergleichsstudie einer Verbraucherzeitschrift konnten die Stadtwerke Ratingen Platz 15 von weit über 100 untersuchten Stadtwerken belegen. Und bei den Vertragsbedingungen sei man sogar auf dem ersten Platz gelandet.

Die höheren Tarife stoßen in der Politik nicht auf große Begeisterung, dennoch nickte der Stadtrat gestern die Anhebung ab. Wenig abgewinnen kann der Stadtwerkechef allerdings einem Vorstoß aus den Reihen der SPD: Dort wurde überlegt, dass Nicht-Kunden der Stadtwerke beim Besuch der Ratinger Bäder einen höheren Eintrittspreis zahlen sollten. Schließlich trügen Stadtwerke-Kunden ja auch dazu bei, das Minus, das die Bäder bescheren, etwas abzumildern.

Schnadt stellte klar: "Die Ratinger sind uns sehr treu. Beim Strom haben höchstens drei Prozent einen anderen Bezieher, beim Gas sind über 99Prozent Kunden der Stadtwerke."