Wülfrath: Mit dem Wollschal zur Kursfahrt nach Israel

Gymnasium: Im Herbst fahren 28 Schüler in den Nahen Osten. Das Land gewährt einen Zuschuss.

Wülfrath. Montag, 10.45 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum Süd. Schülerinnen und Schüler der Stufe 12 des Wülfrather Gymnasiums sitzen im Rahmen eines Projekttages im Stuhlkreis, diskutieren und planen. Anlass sind die Kursfahrten, die im kommenden Herbst anstehen und bei denen in diesem Jahr ein Ziel "Israel" heißt.

"Neben Spaß sollen vor allem Kultur, Religion und Land im Mittelpunkt stehen", erzählt Pfarrer und Lehrer Klaus-Peter Rex, der neben Lehrerin Gabriele Commandeur und Vanessa Rothe (30), Mitarbeiterin einer jüdischen Gemeinde, die Aufsicht führt.

Den 28 jungen Erwachsenen, die den Trip wagen, steht Großes bevor. Neben der Besichtigung vieler heiliger Stätten und dem Aufenthalt in einem Kibbuz, wird es auch einen fünftägigen Austausch mit israelischen Schülern geben.

Die Studienfahrt kann in diesem Jahr zum ersten Mal angeboten werden, da die Flugpreise gesunken sind. Zudem zahlt das Land NRW Zuschüsse, wenn man sich mit einem kreativen Projekt bewirbt.

Es soll ein langer Schal für die Austauschschüler gestrickt werden, für den die Wülfrather mehrheitlich das Stricken lernten. Der Schal soll bereits vor Ankunft der Gäste den deutschen Alltag miterlebt und zusammen mit den Gastgebern Region und Kultur durchwandert haben. Die Entstehung und Reise des Schales werden per Video und Foto dokumentiert und als Willkommensgeschenk an die Drusen überreicht.

"Der Schal ist Symbol für die Begegnung", erklärt Nils Wessen (18) und fügt grinsend hinzu: "Er freut sich auf die etwas andere Klassenfahrt". Und nicht nur bei ihm löst die Reise Vorfreude aus. Auch Nina Bossy (18) fügt hinzu: "Ich bin gespannt, den Ursprung unserer Religion zu erfahren."

So steht auf der Tagesordnung des Projekttages nicht nur die Organisation, sondern auch Geschichtsunterricht und "Israelkunde". Hierzu hat Vanessa Rothe, die selber jüdischer Abstammung ist, eine Einstimmung vorbereitet. Es werden jüdische Snacks in Form von Wein, Blätterteigtaschen und Kichererbsencreme serviert, Musik verteilt und ein Quiz zu jüdischen Kultur absorbiert.

Die anschließende Auseinandersetzung mit dem Holocaust und Thematisierung der Deutsch-Jüdischen Beziehung macht den bis dahin so vergnügten Schülern die Bedeutung der Reise bewusst. Nach Auseinandersetzung mit der Geschichte der Juden herrscht Ruhe im Raum und die Anwesenden schauen sich bewegt und nachdenklich an.

"Es wird sehr, sehr viel an euch herantreten, und ihr werdet sehr, sehr viel ertragen müssen," bereitet Pfarrer Klaus-Peter Rex die Schüler auf die Reise vor und gibt zu, bei seinem ersten Aufenthalt selber Angst gehabt zu haben. Rex, erfahrener Israelbesucher, hofft, dass aus der Kursfahrt ein dauerhaftes Projekt entsteht, um die Beziehung mit Menschen in der eigenen Welt und der eigenen Geschichte aufzubauen.