Ratingen: Gelungener Einstand für Hoppe und Ditz

Im Duo feierten Fabian Pollheim und Alexander Bös in der Bütt Premiere. Vorjahres-Hoppeditz Klaus Witzel sagte nachdenklich Servus.

Ratingen. Volle Halle, Super-Stimmung - ein Hoppeditz-Erwachen nach Maß erlebten die Ratinger Karnevalisten. Und eine Premiere: Mit dem Duo "Hoppe & Ditz" alias Alexander Bös und Fabian Pollheim standen erstmals zwei Redner in der Bütt.

Sie sollen Klaus Witzel beerben, der im vergangenen Jahr als Vertretung eingesprungen war. Die jungen Nachfolger kamen allgemein gut an und sicherten sich minutenlangen Beifall.

Man muss schon ein echter Freund des Winterbrauchtums sein, um zwischen Pogromgedenken und Volkstrauertag den Spaßschalter so mühelos umlegen zu können. Dafür sorgten auch die Gardisten von Blau-Weiß, die Politiker verschiedener Couleur auf die Bühne zum Ententanz baten - überzeugt fröhlich sahen manche dabei nicht aus.

Da merkte beispielsweise der SPD-Bürgermeisterkandidat Christian Wiglow, welchen Preis man bezahlen muss, wenn man das höchste Amt in der Stadt anstrebt. Diese Lektion hat Amtsinhaber Harald Birkenkamp längst gelernt.

Nach dem Warmmachen heizte Spaßredner Marc Metzger ("Dä Blötschkopp") dem Publikum erst richtig ein und präsentierte Unterhaltung vom Feinsten - wortgewandt, pointiert und wirklich witzig.

Doch bevor der Hoppeditz endlich begrüßt werden konnte, hieß es Abschiednehmen: Fast eineinhalb Stunden brauchte es, um aus dem Prinzenpaar Steffi I. und Gero I. wieder das bürgerliche Keusen-Paar zu machen.

Tränenreich anrührend wurde gedankt, gegrüßt und gelobt, Gutes getan (2.222-Euro-Schecks für die Lebenshilfe und den Kinderschutzbund) und Geschenke überreicht. Von Bürgermeister Birkenkamp gab es ein Straßenschild "Prinzenallee" und eine Stadtfahne.

Mit Klaus Witzel kam dann der Vorjahreshoppeditz auf die Bühne. Er erzählte, dass er vor Ablauf der Probezeit vom Karnevalsausschuss die Kündigung erhalten habe (per Einschreiben), dass der Ausschuss "chronisch pleite" sei und sparen müsse: Statt einer festen Stelle gebe es nur noch zwei Aushilfen.

Witzels Ausführungen sorgten jedoch auch für Irritationen und Rätselraten, für manchen klang auch ein gerütteltes Maß an Enttäuschung und Bitterkeit in seinen Worten mit. War da mehr Wahrheit in den Versen als einigen lieb sein konnte?

Alexander Bös (Hoppe) und Fabian Pollheim (Ditz) stellten sich dann als Bewerber um den Hoppeditzposten vor. Die flotte Wechselrede der beiden kam im Saal gut an, schnell hatten sie die Lacher auf ihrer Seite. Richtig dicken Applaus gab es für ihre Ausflüge ins lokale Geschehen: etwa beim Thema Rathaus-Sanierung oder bei ihrer feinen Würdigung des kürzlich verstorbenen Ehrenbürgers Ferdinand Trimborn.

Von dem auf allen Feiern stets präsenten Ex-Bürgermeister Wolfgang Diedrich schlugen sie den Bogen zum aktuellen Amtsinhaber und seiner Wandlung: Vom fleißigen Bürositzer zum launigen und spontanen Festbesucher und -redner ("man sieht ihn manchmal sogar lachen!"). Des Rätsels Lösung sei der Kalender 2009 - im Juni ist Wahl.

Vielen war die Rede allerdings zu brav, zu bieder, zu unpolititsch. Dabei stellt doch gerade die Ratinger Politik und Parteienlandschaft derzeit ein Füllhorn an Themen dar, die sich genüsslich ausbreiten ließen. Da hatte Altmeister Günter Vogel spitzere Pfeile im Köcher. Oder hatten Bös und Pollheim schlicht noch nicht die Courage? Schließlich formulierten die Hoppeditz-Berwerber selbst: "Zu kritisch wär für’n Anfang schlecht - wir wolln ja schließlich länger bleiben."