Ratingen: Die Platane soll nicht fallen

Die Pläne, den Baum an der Bechemer Straße zu fällen, haben eine große Rettungsaktion ausgelöst.

Ratingen. Es war bloß ein kleiner Kringel auf dem Bauplan, den die Stadtverwaltung und die Mitglieder des Bezirksausschusses übersehen hatten. Er stand für die stattliche Platane, die an der Straßenecke Bechemer Straße/Hans-Böckler-Straße thront - und die jetzt für große Aufregung sorgt. Sie soll nämlich einem Neubau zum Opfer fallen.

Schon 2006 hatten Politik und Verwaltung mit der entsprechenden Bauvoranfrage für das Grundstück zu tun. Dass die Platane auf dem Plan teilweise überzeichnet war, fiel niemandem auf. "Wir waren alle davon ausgegangen, dass die Platane erhalten bleibt. Ein Fehler, den ich sehr bedauere", sagt Baudezernent Ulf-Roman Netzel. Der Platz, auf dem der Baumriese steht, wird nämlich seit Jahrzehnten öffentlich genutzt, das Grünflächenamt kümmert sich um die Pflege der Platane. Dass es sich dabei aber um Privatgrund handelt, war kaum bekannt.

Das hat sich schlagartig geändert. Inzwischen hat sich eine breite Front für den Erhalt des Baumes formiert. Ein Bündnis aus SPD und Grünen fordert in einem Dringlichkeitsantrag, die Verwaltung möge alles Erdenkliche für die Platane tun, zunächst aber mit dem Bauherrn verhandeln. Am Wochenende haben die Grünen außerdem 200 Unterschriften gesammelt, die ihr Anliegen unterstreichen.

Das vielleicht entscheidende Gespräch hat Ulf-Roman Netzel gestern Nachmittag geführt. "Wir versuchen mit Argumenten eine Veränderung des Baukörpers zu erreichen", erklärte er die Zielrichtung. Und zeigte sich vorsichtig optimistisch: "Ich gehe davon aus, dass wir dazu kommen, dass die Platane erhalten bleibt."

Sollten die wohlwollenden Gespräche scheitern, gibt es auch einen Plan B. Den deutet Netzel aber nur an: "Die Planungshoheit hat letztlich der Stadtrat."

Die Bürger Union hat indes noch eine andere Idee: "Dieser Platz könnte als eine der Öffentlichkeit gewidmete Fläche angesehen werden", erklärt sie in einem Antrag. Könnte für den Baum also nicht so etwas wie Gewohnheitsrecht gelten? Netzel will das prüfen lassen.

Im Übrigen schlägt die Bürger Union in die gleiche Kerbe wie Grüne und SPD: Der Baum präge das Stadtbild und müsse deshalb stehen bleiben. Genauso übrigens wie die Platane, die auf der anderen Straßenseite steht. Die zieht auch der rot-grüne Antrag als Argument heran: "Es kann nicht sein, dass die eine Platane zerstört werden kann, während auf der anderen Seite die Baumschutzsatzung besteht."