Ratingen: „Kaspertheater“ um Rathaus geht weiter
Während die Ratinger Politiker die Rathausfrage für den Wahlkampf benutzen wollen, haben die meisten Ratinger die Nase voll.
Ratingen. "Das ist doch inzwischen das reinste Kaspertheater!" Die meisten Ratinger reagieren genervt bis erbost, wenn man sie nach ihrer Meinung zum Thema Rathaus befragt. Denn kein anderes Thema hat die Ratinger Politik und Bürger in den vergangenen Jahren so bewegt, wie die Frage nach der Sanierung oder einem Neubau.
Zwei Bürgerentscheide gab es, bis schließlich der Rat die Entscheidung fällte, dass das Rathaus am Stadionring/Am Krumbachskothen neu gebaut werden soll. Lediglich das Bürgerbüro sollte an der Minoritenstraße bleiben. Wie gesagt: Sollte. Inzwischen haben wir Wahlkampf, die Parteien müssen sich positionieren und dazu braucht es Themen. Und was würde sich da besser eignen als das Rathaus?
"Das ist doch alles Humbug", "dazu sag ich gar nix mehr", "in ganz Ratingen will niemand mehr etwas davon hören", "die machen doch eh was, sie wollen", "lachhaft" - wer sich einmal bei den Ratingern auf dem Marktplatz umhört, der merkt vor allem eines: Die Ratinger haben die Nase voll. "Die schmeißen das Geld anderer Leute raus, dass man besser für etwas anderes nutzen sollte!"
Das sieht auch Winrich Bartel so: "Die sollen jetzt den Neubau machen und fertig. Das kann doch niemand mehr ernstnehmen." Eine Sanierung würde viel Geld kosten, "und am Ende hat man doch wieder den alten Klotz mit den alten Problemen." Allerdings könnte er sich auf die Alternative Umzug in ein lehrstehendes Bürogebäude vorstellen. "Das wäre sicherlich die günstigste Alternative."
Karl-Heinz Dahmen dagegen plädiert für die Sanierung. "Das ist die preiswertere Alternative." Dass die Parteien das Rathaus allerdings wieder zum Thema gemacht haben, findet er nicht gut. "Ich weiß nicht, ob das was bringt."
"Die sollen jetzt endlich alle Kosten auf den Tisch legen, und zwar die exakten Kosten sowohl für den Neubau als auch die Sanierung", fordert Leo Schleich. Für eine gute Alternative hält er den Umzug in ein Bürogebäude. "Wir haben doch genug Lehrstand in Ratingen." Es müssten ja auch nicht unbedingt alle Ämter in einem Gebäude untergebracht werden. "Bei unserer heutigen EDV ist das doch gar nicht mehr nötig."
Es gibt aber auch noch Ratinger die sich freuen, dass das Thema Rathaus wieder neu aufgerollt wird. "Ich finde das sehr gut und freue mich über diesen Wahlkampf, denn ich bin absolut gegen einen Neubau", sagt Stephanie Fuchs. Ein Rathaus gehöre in die Innenstadt und auch bei einem Umzug stünden die Kosten nicht fest. "Außerdem bin ich immer noch beleidigt, dass der Bürgerentscheid und damit der Bürgerwille ignoriert wurde."