Ratingen: 100 Jahre Wohnungsgenossenschaft

Am Dienstag feiert die Wohnungsgenossenschaft Ratingen ihren Geburtstag in der Stadthalle.

Ratingen. Es war im September 1908: In Ratingen herrschte große Wohnungsnot, die vorhandenen Wohnungen waren meist in einem katastrophalen Zustand: Familien hausten in Dachverschlägen, Kellerräumen, Ställen oder mussten sich Wohnungen mit anderen Familien teilen. Ursache hierfür war die industrielle Entwicklung in Ratingen und der damit verbundene rasante Anstieg der Bevölkerungszahl.

Die Lösung des Problems? Die Gründung des Spar- und Bauvereins Ratingen. Am 27. September war es soweit: 34 Ratinger, unter ihnen die Bürgermeister von Ratingen, Eckamp und Hubbelrath, gründeten den Verein mit dem Ziel, seinen Mitgliedern zu menschenwürdigen, preisgünstigen und kündigungssicheren Wohnraum zu verhelfen.

1942 wurde der Spar- und Bauverein Ratingen in die Wohnungsgenossenschaft Ratingen umgewandelt, und die kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Zwei Weltkriege, Depression und Inflation und eine immer größer werdende Bevölkerungszahl stellte die Genossenschaft immer wieder vor große Herausforderungen. Als erste Wohnungen der Genossenschaft wurden Häuser an der Feldstraße gekauft, die jedoch in sehr schlechtem Zustand waren und folgerichtig in späteren Jahren abgerissen und durch Neubauten ersetzt wurden.

Selbst gebaut hat die Wohnungsgenossenschaft zum ersten Mal 1910 an der Industriestraße und an der Bleichstraße. Besonderes Merkmal dieser Doppelhaushälften waren die großen Gärten, wo sich die Mieter Obst und Gemüse anbauen konnten und auch Platz für Ställe für Kleinvieh hatten.

Heute werden die Gärten zwar nur noch zu Erholungszwecken benutzt, dass grundsätzliche Ziel der Wohnungsgenossenschaft Ratingen ist aber immer noch dasselbe. Moderate Mieten und lebenslanges Wohnrecht bietet sie ihren Mietern, ein Rezept, das anzukommen scheint.

Die Fluktuation in den Wohnungen ist sehr gering, dazu gibt es praktisch keinen Lehrstand. Im vergangenen Jahr lag die Lehrstandsquote lediglich bei 0,5 Prozent - etwa zehn Wohnungen - , wobei es sich hierbei hauptsächlich um Modernisierungen und Zusammenlegung von Wohnungen handelt.

Denn auch die Ansprüche an Wohnraum haben sich stark verändert. Die Nachfrage nach Wohnungen zwischen 50 bis 80Quadratmetern ist am höchsten, deshalb werden kleine Wohnungen zusammengelegt.

Dazu investiert die Genossenschaft viel Geld in Modernisierungen. Im vergangenen Jahr waren es 4,5 Millionen Euro. Besonders achtet man hier auf die Wärmedämmung von Fassaden und Dächern.

Insgesamt hat die Wohnungsgenossenschaft heute 2050 Wohnungen in allen Größen, die im Preis je nach Alter des Hauses 18 bis 43 Prozent unter dem Mittelwert des geltenden Mietpreisspiegels von Ratingen liegen.