Ratingen. Ein Mensch stirbt. Die Trauer danach sieht bei jedem anders aus: Einige weinen, andere schweigen, manche schreien vor Schmerz oder empfinden Wut und Schuld. Das weiß auch Pfarrer Benedikt Bünnagel von der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul aus Gesprächen mit trauernden Menschen. Mit einem Team aus acht Leuten der Gemeinde hat Bünnagel sich in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Thema Tod und Trauer beschäftigt und eine Idee entwickelt: Den "Raum für meine Trauer". Dieser wird am 13. November in der Kirche St. Peter und Paul ab 19 Uhr bis 22 Uhr für trauernde Menschen geöffnet.
Erst die "Nacht der Sinne", jetzt der "Raum für meine Trauer"
Im Sommer war die Kirche schon Ort für Besinnung. Damals veranstaltete die Gemeinde die "Nacht der Sinne". "Besucher erzählten uns damals, dass sie in der Kirche einen Ort für ihre Trauer gefunden haben. Dies war für uns Ansporn, nach der Nacht der Sinne einen Abend ganz im Zeichen der Trauer zu veranstalten", sagt Bünnagel. Darüber hinaus zeige die Erfahrung, dass manche Menschen eine andere Form der Trauerbewältigung bräuchten als einen Gottesdienst, erzählt Pfarrgemeinderatsmitglied Kerstin Hartz- Müskens, die das Konzept für den Raum für die Trauer mit entwickelte. An verschiedenen Stellen im Kirchenraum wird es Stationen geben, an denen Besucher ihre Trauer und die damit verbundenen Gefühle verarbeiten können. Wer zum Beispiel Schmerz empfindet und über den Tod eines Angehörigen klagen will, kann das an einer Art Klagemauer tun. Diese wird, gebaut aus löchrigen Ziegeln, in der Kirche stehen. In den Zwischenräumen der Mauer können Besucher Kerzen aufstellen oder Klagebriefe hinterlegen. An anderer Stelle in der Kirche St. Peter und Paul wird ein Labyrinth auf dem Boden liegen - als Symbol des Lebensweges. An dieser Stationen können Trauernde, die Schuld empfinden, die Last dieses Gefühls loswerden. Schuld sei ein sehr häufiges Gefühl von Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, erklärt Hildegunde Mühlmeyer, Trauerbegleiterin der Ratinger Hospizbewegung, warum diese Station im Raum der Trauer eingerichtet wird. Trauernde können sich von der Last ihrer Schuld erleichtern, in dem sie in der Kirche symbolisch Steine und Kreuze auf das Labyrinth legen. Gleichzeitig wird Weihrauch an dieser Stelle verbrannt, damit die Schuld "in Rauch aufgeht". Besucher, die ihre Trauer nicht nur mit sich alleine an den Stationen ausmachen wollen, können an dem Abend auch mit Trauerbegleitern oder Pfarrern über ihre Gefühle sprechen.
Menschen trauern auch um nicht erreichte Lebensziele
Das Angebot "Raum für meine Trauer" richtet sich aber nicht nur an Leute, die um einen Toten trauern. Trauern, sagt Kerstin Artz-Müskens, könnten Menschen auch um eine Beziehung, die kaputt gegangen ist, um einen Freund, den man aus den Augen verloren hat oder um ein Lebensziel, das nicht erreicht wurde. Menschen, die aus solchen Gründen, weinen, schweigen oder Schuld empfinden, sind ebenfalls eingeladen, ihren Gefühlen in der Kirche St. Peter und Paul Raum zu geben.