Ratingen: PCB-Schnüffler im Rathaus
In 20 Räumen des Rathauses wurden Proben genommen, um neue Zahlen über die tatsächliche Luftbelastung zu erhalten. Ergebnisse gibts in zwei Wochen.
Ratingen. Sie sind recht klein und brummen leise vor sich hin. Doch sie können letztlich über Millionen Euro entscheiden: Die Luftmessgeräte, die am Freitag und Samstag in 20 ausgewählten Räumen im Rathausgebäude und im Rats-trakt rund vier Stunden lang recht unspektakulär die Raumluft durch einen Schaumstofffilter saugen. Dort sollen sich die winzigen PCB-Partikel sammeln, die die seit Jahren dauernde Diskussion um die Sanierung des Rathauses entfacht haben.
Zuletzt waren Zweifel an der Aussagekraft der früheren Messungen aufgekommen, so dass der Stadtrat im Mai eine erneute, umfangreichere Raumluftmessung beschlossen hatte, bei der auch - der Transparenz wegen - die Öffentlichkeit beteiligt werden sollte. Doch das öffentliche Interesse hielt sich am Freitag arg in Grenzen:
Lediglich die FDP-Ratsherren Jürgen Stuers und Tim Jope nutzten die Gelegenheit, sich von Gutachter Gerd Zwiener, Beigeordnetem Klaus-Konrad Pesch und Siegfried Aring (Rathaus-Projektmanager) im Rathausfoyer informieren zu lassen. Zudem hat die Stadtverwaltung einen Stapel Infoblätter des Kreisgesundheitsamtes über PCB ausgelegt.
Das beauftragte Kölner Untersuchungsbüro Dr. Zwiener wurde mit der Durchführung der rund 5.000 Euro teuren Untersuchung beauftragt. Gemessen wird in jenen zehn Räumen, die bisher als am höchsten belastet gelten - darunter die Poststelle und das Fraktionszimmer der Ratinger Linke.
Zudem wurden zehn weitere Büros ausgewählt, die besonderen Kritienen entsprechen: Etage, Himmelsrichtung, Sonneneinstrahlung. "Vom Wetter her sind die Messbedingungen optimal", stellte Diplom Chemiker Gerd Zwiener zufrieden fest. Bei früheren Messungen sei es teils zu kalt, teils zu warm gewesen.
Die Räume wurden am Abend vor der Messung für einen kompletten Luftaustausch gründlich durchgelüftet und dann über Nacht verschlossen. Während der knapp vierstündigen Messungen durften auch weder Türen noch Fenster geöffnet werden. In der kommenden Woche werden die Proben im Labor analysiert und ausgewertet. In der Verwaltung rechnet man in zwei Wochen mit den Ergebnissen.
"Die Abweichungen zu den alten Messwerten werden nicht unerheblich sein", wagte Siegfried Aring eine Prognose. Dass es anschließend aber keinen Handlungsbedarf mehr geben könnte, "diesen Zahn kann ich jedem aber jetzt schon ziehen."
PCB wurde bis Ende der 70er-Jahre häufig als Fugendichtungsmasse verbaut. Erst später stellte sich heraus, dass das Material gesundheitsgefährdend ist, ständig in die Umgebung ausgast und in andere Materialien eindringt: Teppichböden, Wände, Lacke, Kabel. Wie stark diese Belastung ist, müsste gegebenenfalls mit separaten Prüfungen untersucht werden. Aring wandte sich allerdings gegen eine ausschließliche Fokussierung auf die PCB-Werte: "Das Rathaus muss vor allem auch energetisch saniert werden."