Ratingen: Zu kurze Beine für Verfolgung
Hundecasting: Auf der Naturbühne wurden gestern Hunde für das Stück „Hotzenplotz“ gesucht.
Ratingen. So sehen zukünftige Stars aus: Große braune Augen, ein treuer Hundeblick und vier Pfoten. Aber leider konnte am Ende nur einer die begehrte Rolle im Stück "Neues vom Räuber Hotzenplotz" ergattern, und so mussten elf Hunde gestern auf der Naturbühne am Blauen See zeigen, was sie draufhaben. Ihre Aufgabe: Oberwachtmeister Dimpelmoser zur Hand gehen und den Bösewicht Räuber Hotzenplotz stellen. Der sah in seinem Kostüm mit dem großen, schwarzen Hut und dem wilden Bart aber wohl so Furcht einflößend aus, dass einige der Vierbeiner lieber die Flucht ergriffen, anstatt auf die Jagd zu gehen.
"Gibt es hier auch noch Hunde ohne irgendwelche Angstneurosen", fragte Regisseur Ralph Reiniger leicht verzweifelt. Er hatte auf einem kleinen Floß direkt vor der Bühne Platz genommen und musste mit ansehen, wie auch Stafford-Labrador-Mix Ina nach einem kurzen Blick auf Hotzenplotz den Schwanz einzog und Reißaus nahm. "Die ist so ein lieber Schmusehund", hatte Besitzer Tim Schmul vor Inas kurzem Auftritt noch von der zweijährigen Hundedame geschwärmt. Aber "lieb" war gestern eben überhaupt nicht gefragt.
Viel besser machte es da schon Pius, der zwei Jahre alte Mops von Petra Schmidt. Kaum von der Leine gelassen, machte sich der kleine Hund mit den großen dunklen Augen und der Stupsnase beherzt an die Verfolgung. Zum Verhängnis wurden ihm dabei leider seine kurzen Beinchen: Denn so sehr er sich zur Freude der Zuschauer auch anstrengte, der Räuber Hotzenplotz lief ihm einfach davon. Petra Schmidt nahm es mit Humor: "Der Hund hat einfach Spaß an allem und ist die pure Lebensfreude, da braucht er keine besonderen Kunststückchen zu können."
Erfolgreicher war da schon Finchen, die einjährige Borderterrier-Dame von Renate Behmer. Noch nicht einmal kniehoch mit strubbeligem braunen Fell und kleinen Schlappohren, stahl sie schon beim Warten den anderen Hunden die Show. Immer wieder stellte sie sich auf ihre Hinterbeine, drehte sich in kleinen Pirouetten um sich selbst und konnte ihren großen Auftritt kaum abwarten. "Die ist so ein freundlicher und verspielter Hund, die macht einfach alles mit und liebt jede Herausforderung", erzählt Renate Behmer stolz und ist sich sicher, dass ihr Vierbeiner die Idealbesetzung ist.
In der Tat: Kaum auf der Bühne angekommen jagt die winzige Hündin sofort dem großen Räuber hinterher und zwingt ihn schließlich zur Aufgabe. Auch Regisseur Ralph Reiniger war begeistert und so kam Finchen in die engere Wahl, ebenso Beagle Tino und der Schäferhundmix Balu. Die endgültige Entscheidung fällt erst in den nächsten Tagen, doch da auch die Zweit- und Drittbesetzung gesucht wird, stehen die Chancen für die drei besonders gut.