„Um sechs geht der Krach los“
Flughafen: Am Infobus des Bürgerbüros werden Anwohner Kritik und Fragen, aber auch Lob los.
Lintorf. "Die haben sich hier aber gut versteckt!" Zugegeben: Der Infobus des Flughafen-Bürgerbüros war gestern nicht leicht zu finden. Als Standort angekündigt war die Ecke Speestraße/Im Kreuzfeld, dort scheuchte das Ordnungsamt den Bus weg - zum Lintorfer Markt.
Dort war aber Markttag, weshalb der dunkelgrüne Bus dezentral im Schatten der St. Anna-Kirche parken musste. Dass sich trotz dieser Irrfahrt dennoch immer wieder Lintorfer zu dem Bus "verirrten", zeigt, wie sehr ihnen das Thema unter den Nägeln brennt. Die Bandbreite der Äußerungen reichte von Ironie und Polemik bis hin zu Lob und Anerkennung. In der Regel überwogen aber die kritischen Stimmen.
Natürlich ist der Lärm das alles beherrschende Thema. "Da kann man die Uhr nach stellen: Um Punkt 6 Uhr geht es mit den Flügen los, den ganzen Tag, bis in die Nacht. Das hält man doch nicht aus", ärgert sich Theo Müller, der am Hülsenbergweg wohnt. Seit den 70er-Jahren lebe er dort. Damals hätte sein kleiner Sohn kaum über die Balkonbrüstung gucken können, später alle Flugzeugtypen aber am Geräusch erkannt.
"Damals war das nicht so ein Verkehr." "Mit dem Probebetrieb wird alles noch schlimmer", schimpft sein Nachbar Franz Kapper, der sich auch über die Abgase der Flugzeuge beschwert. "Und wenn meine Frau gerade die Fenster geputzt hat, dann..."
"Das kann gar nicht sein. Das kommt vom Straßenverkehr", unterbricht Veronika Bappert, Leiterin des Flughafen-Bürgerbüros und zählt routiniert Fakten auf. Die können die Herren Kapper und Müller aber nicht so richtig überzeugen. Sie weiß, dass vor allem Flugbewegungen auf der Nordbahn in Lintorf sehr genau und kritisch wahrgenommen werden. "Insgesamt sind die Anwohner hier aber sehr nett. Wir wissen ja auch, dass wir eine Belastung für sie sind."
"Vieles wird aus Unwissenheit falsch gesehen und gedeutet", versucht Michael Ludwig von der Deutschen Flugsicherung eine Erklärung. So gebe es in letzter Zeit häufige Vorwürfe, dass noch spät in der Nacht Düsenflugzeuge unterwegs sind, obwohl es für diese ein Nachtflugverbot gibt.
Ludwig: "Das sind Frachtmaschinen in 8000 bis 10000 Metern Höhe, die nach Lüttich fliegen. Und wenn es nachts in der Umgebung leise geworden ist, fällt so ein Fluggeräusch auch in solcher Höhe viel mehr auf." Der Mann von der Flugsicherung zeigt jedem am Infobus auch die bunten Karten, auf denen die Flugrouten exakt verzeichnet sind. Da könne niemand fliegen, wie er wolle.
Ludwig versucht auch mit dem Eindruck aufzuräumen, die Maschinen würden in unterschiedlicher Höhe in Richtung Lohhausen niedergehen. "Optische Täuschung!", sagt er nur. "Ein großes Flugzeug wirkt bei gleicher Höhe einfach wuchtiger" - das ist einleuchtend, kann aber nicht jeden überzeugen. Mit dem Taschenrechner wird schnell noch die Flughöhe bei Landungen ausgerechnet: über Lintorf rund 250 Meter, über Tiefenbroich nur noch 100 Meter.
Als "völligen Mist" bezeichnet eine ältere Anwohnerin die ganze Aktion mit dem Bürgerbus. "Wir brauchen hier keinen Großflughafen" schimpft sie. Vor Jahren sei sie wegen des Fluglärms vom Hülsenbergweg zur Straße Ulenbroich umgezogen. "Da hatten wir eine Zeit lang Ruhe." Damit sei es vorbei: "Um sechs geht’s los - im Vier-Minuten-Takt."
Voll des Lobes für den Flughafen war Wilhelm Münz. "Alles prima! Seit die neuen Fenster drin sind." Münz wohnt an der Straße Heiderweg in der Schallschutzzone, weshalb der Flughafen den Austausch seiner Fenster bezahlt hat - 18000 Euro.
Jetzt gibt es nur noch Ärger mit der Fensterfirma, die etwas nachbessern muss. Auch dabei ist das Bürgerbusteam behilflich. "Viele fragen natürlich hier bei uns nach der Förderung für Schallschutzmaßnahmen", weiß Veronika Bappert. Zwist gebe es nur, wenn ein Grundstück minimal außerhalb der Förderzone liege.
"Aber irgendwo muss ja die Grenze gezogen werden." Eine ältere Dame will noch schnell ein Lob loswerden: "Schön, dass der Flughafen auch Sponsor des Tennisclubs ist. Da spielt mein Enkel mit."