Die Bahn lärmt immer weiter

Westbahn: Die Anwohner leiden unter dem Lärm von immer mehr Zügen. Im Rat wurde der Antrag auf Lückenschluss der Schutzwand abgelehnt.

Ratingen. Finanzielle Vernunft oder Sorgfaltspflicht den Bürgern gegenüber? Das Thema Lärmschutz entlang der Westbahn bewegt auch weiterhin die Gemüter. Im Minutentakt rattern die Bahnen vorbei, auch nachts und an den Wochenenden. Und wenn es nach dem Willen der Bahn geht, dann sollen es noch viel mehr werden. An einem Teil der Strecke in Süd wurde bereits 2003 eine Lärmschutzwand gebaut, aber eben nur auf einem Teilstück.

"Wir sind nicht sehr glücklich." Julia Raub drückt diplomatisch aus, was sie und ihre Nachbarn von dieser Entwicklung halten. In der letzten Ratssitzung wurde ein SPD-Antrag für den Bau der restlichen Lärmschutzwand abgelehnt. Begründung: Mit so einer freiwilligen Leistung würde man einen Präzedenzfall schaffen - und der könnte die Stadt teuer zu stehen kommen.

Das hilft den Anwohnern allerdings wenig. "Besonders schlimm ist es an den Wochenenden, das ist unheimlich belastend", erzählt Julia Raub. Dabei hat sie durchaus Verständnis für die Argumente der Ratinger Politiker.

"Das ist eigentlich die Sache der Bahn", findet sie. Sie weiß aber auch, dass es weder der Bahn noch dem Bund gegenüber eine rechtliche Handhabe gibt. "Da müsste eigentlich die Politik auf die Bahn einwirken, aber auch das wäre wohl wenig von Erfolg gekrönt", meint sie resigniert.

Die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat Christian Wiglow, Fraktionsvorsitzender der SPD. "Wir werden weiter daran bohren", erklärt er. Eine Entscheidung von Bund oder Bahn, doch noch für Lärmschutzmaßnahmen zu sorgen, hält aber auch er für unrealistisch.

"Wenn, dann muss Ratingen das selber machen", erklärt er und verweist auf Düsseldorf und Langenfeld, wo die Städte in Schutzmaßnahmen investiert haben.

Auch das Argument des Präzedenzfalles will er so nicht gelten lassen. Bei der Bebauung an den Haarbach Höfen/Am kleinen Rahm handele es sich nicht um alte Bebauung, sondern um eine Neue. "Das war damals ein Versäumnis der Stadt, nicht auf ausreichenden Lärmschutz zu bestehen."

Der weitere Ausbau der Lärmschutzwand sei also nur eine "Insellösung", die nicht automatisch für den Rest der Strecke gelte. Seine Hoffnung gilt der Bebauung am Felderhof. "Dort muss ein Investor ausreichende Maßnahmen ergreifen, die den Anwohnern auf der anderen Seite der Gleise zugute kommt."

Auf die Bebauung des Felderhofs setzt auch die CDU, die in diesem Fall ausreichende Lärmschutzmaßnahmen für alle fordert. "Und auch für die anderen Stadtteile, die entlang der Westbahn liegen, suchen wir eine adäquate Lösung", erklärt Ewald Vielhaus, Fraktionsvorsitzender der CDU. "Wir müssen allerdings im Interesse aller Ratinger handeln."

Den betroffenen Anwohnern gibt er jedenfalls die Zusage, dass es Gespräche mit der Bezirksregierung sowie der Bahn geben wird. "Wir hoffen, noch vor der Sommerpause eine Informationsveranstaltung zu machen."