Ratinger Jugend tritt ein für ihr Café Comic

Junge Leute sehen das Café Comic von Anwohnern und CDU-Politikern zu Unrecht in Verruf gebracht.

Ratingen. Es ist abends. An der Theke des Café Comic tummeln sich Jugendliche. Sie bestellen ein Getränk nach dem anderen. Musik von Faith No More und Metallica ertönt aus den Boxen. Es sind Melodien, die hoch im Kurs bei den jungen Leuten stehen. Manche singen mit oder tanzen, andere sitzen einfach nur mit ihren Freunden an den Holztischen, unterhalten sich oder spielen Karten.

So wie Sarah Jülicher, Kristin Geduldig, Janine Hillesheim, Mandy Pape und Sandra Hillesheim. Sie kommen fast jeden Tag in die Kneipe an der Düsseldorfer Straße in der Nähe der Polizeiwache. "Wir können uns die Stadt ohne das Café Comic kaum vorstellen", sagt Mandy Pape. Die anderen nicken und stimmen ihr zu. Und weil für sie das Café eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt, hat sich die Nachricht von einer möglichen Schließung der Kneipe bei ihnen schnell rumgesprochen.

Die CDU hatte im Zusammenhang mit der Debatte um den Düsseldorfer Platz im Rahmen einer ihrer Anträge an die Stadtverwaltung das Café negativ ins Gespräch gebracht, weil Anwohner sich über zu viel Lärm der jugendlichen Besucher beschwert hatten. In dem Antrag sollte die Verwaltung überprüfen, ob nicht der Bebauungsplan des Gebiets rund um den Düsseldorfer Platzes geändert werden könne. Schnell entbrante daraufhin eine Diskussion, ob dann auch das Café Comic schließen müsste.

Dem ist zwar nicht so, weil die Kneipe Bestandschutz hat. Aber bei den fünf Besucherinnen haben die Berichte Ängste ausgelöst. "Was sollen wir denn machen, wenn die Kneipe schließt? Wir haben doch auch hier unsere Dartmannschaft", sagt Mandy Pape, die die Reaktionen der CDU und der Anwohner gar nicht verstehen kann. "Natürlich sind Leute auf der Düsseldorfer Straße. Aber die haben doch gar nichts mit dem Café Comic zu tun", sagt sie. Die Kneipen-Mitarbeiter würden regelmäßig schauen, ob Leute vor der Kneipe stehen. "Und wenn ja, dann werden die ermahnt, sie sollen gehen oder reinkommen."

Die fünf spielen weiter Karten, aber das Thema Schließung des Comics beschäftigt immer wieder eine von ihnen. Fragen haben sie. "Können die Politiker denn einfach so ein Gebiet zum Wohngebiet erklären?" Oder: "Was soll die ganze Aufregung?" Oder: "Macht sich eigentlich irgendeiner noch Gedanken um uns junge Menschen?"

Janine Hillesheim ist die ganze Diskussion nach einer dreiviertel Stunde leid. "Ratingen tut gar nichts für die jungen Leute. Die Stadt wird immer mehr ein Altersheim." Ihre Freundin Sarah pflichtet ihr bei. "Nach der Schließung des Tom’s haben die Politiker auch schon versprochen, dass es so eine Musikkneipe wieder geben wird."

Während die Truppe weiter Karten spielt, kommt Sandra Palme, die Betreiberin des Cafés, an den Tisch. Sie grüßt die Stammgäste. Und sie weiß, dass die ganze Geschichte gar nicht gut ist für das Image ihres Ladens. "Ich hoffe nur, dass wir die Nummer gut überstehen." Verstehen könne sie die Aufregung aber nicht. "Es ist nur eine einzige Anwohnerin, die sich beschwert", bemerkt Palme und versichert, dass der Biergarten um 22 Uhr schließe, so wie es die Vorgaben des Ordnugnsamts vorsehen. "Außerdem ist es auch schon vorgekommen, dass die Anwohnerin an Tagen über Lärm aus dem Comic meckert, an denen wir gar keinen Betrieb hatten. Sie hat sich beispielsweis einmal beim Ordnungsamt gemeldet, als wir geschlossen hatten und die Polizei nebenan Betriebsfest gefeiert hatte. Es ist also egal, woher der Lärm kommt. Das Comic muss als Sündenbock herhalten. Und das nur, weil hier junge Menschen sind."