Rosenmontag in Wülfrath

Rund 8000 jecke Besucher strömten am Rosenmontag nach Rohdenhaus. Im Dorf herrschte der Ausnahmezustand.

Wülfrath. Bereits am Mittag setzte gestern die Völkerwanderung ein. Cowboys und Indianer, Piraten, Clowns, Hexen und Wikinger - ganze Hundertschaften bunt kostümierter Narren waren schon früh in Richtung Rohdenhaus unterwegs, wo sich um 14.30 Uhr der Rosenmontagszug zur Aufstellung formierte. "Diesmal sind es aber besonders viele", staunte selbst Routinier Werner Heth nicht schlecht.

Seit 1986 steht der Bezirksbeamte alle Jahre wieder an der Kreuzung Flandersbacher Straße/Am Kliff und regelt den Verkehr. Aber an einen solchen Ausnahmezustand konnte er sich lange nicht mehr erinnern. Vom Kreisverkehr Zur Hotzepar in Wülfrath-City bis Rohdenhaus ging es per Auto nur im Stop-and-Go-Tempo voran - es war eine einzige Blechlawine. Am Ende schätzte die Polizei so um die 8000 Jecken, die den Zugweg säumten.

"Düsseldorf? Köln? Kennen wir. Aber hier ist es einfach schöner. Ordentlich was los, aber trotzdem familiär", schwärmten beispielsweise Marienkäfer-Frau Martina und Thomas "Willi" Cremer. "Vor allem, wenn man Kinder hat." Sprössling Nico (9) im Ritterkostüm jedenfalls hatte den Jutebeutel für die Kamelle schon im Anschlag, lange bevor der Zug kam.

Um Punkt drei Uhr war es so weit: Mit dem Sessionsmotto "Helau, Ihr Lütt, d’r Zoch, d’r kütt" bog der Rosenmontagszug 2009 von der Flandersbacher Straße in Richtung Am Kliff und Höhenweg ein - ein Dorf stand Kopf.

Angeführt wurden die 26 Zugnummern von den Chef-Jecken der Kalkstadt-Narren (KSN) mit dem Kinderprinzenpaar Fabienne I. und Henrik I., ihren Fahnenträgern und den Tanzgarden. Nachdem er im Vorjahr gesundheitlich passen musste, war auch Präsident Klaus-Ulrich Jansen wieder an Bord. Seit 1977 steht "Mister KSN" für die Organisation des Spektakels.

Im Schlepptau folgten Fußgruppen und Wagen mit allem, was in der Stadt Rang und Namen hat. Und - als einzige Nicht-Wülfrather - das Nevigeser Fanfarencorps, das für zünftige Klänge und den interkommunalen Touch sorgte.

Die CDU machte - übrigens mit dem dicksten Wagen im Zoch - natürlich Wahlkampf, der Schützenverein warb für den Erhalt der Stadthalle, der Männergesangverein lud zum 125. Geburtstag, das Jugendhaus feierte bewusst Multi-Kulti-Karneval, und Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff bewarf als Ehrengast auf dem KSN-Wagen die Narren mit Flöns und Brötchen.

Für weitere Farbtupfer und vor allem viel gute Laune sorgten die Flöckchengarde in ihren ausladenden weißen Kleidern, dieWikinger von Evi’s Bistro oder die Patchwork-Familie Krause, die sogar Klopapier in die Menge schmiss. Ein besonderer Coup war Bezirksschornsteinfegemeister Michael Decker gelungen. Er hatte zehn, zwölf seiner Kollegen zusammengetrommelt, die sonst eigentlich im Kölner Rosenmontagszug mitziehen.