Sie ist am Start, wenn Hilfe nötig ist
Bärbel Habermann ist die neue Leiterin des Wülfrather Jugendamtes.
Wülfrath. Gleicher Flur, gleiches Büro, gleiche Telefonnummer: Noch ist alles beim Alten bei Bärbel Habermann. Dabei warten auf die ehemalige Mitarbeiterin beim ASD (Ambulanter Sozialpädagogischer Dienst) zukünftig neue Aufgaben. Seit kurzem leitet die 55-Jährige das städtische Jugendamt — und damit einen Bereich, den sie bestens kennt.
Angefangen hat die Mutter zweier mittlerweile erwachsener Kinder schon während es Studiums als Honorarkraft im alten Jugendhaus an der Bahnstraße. Es folgten über mehr als drei Jahrzehnte hinweg von der Erziehungshilfe bis zur städtischen Kinderschutzfachkraft diverse Etappen durch die Kinder- und Jugendhilfe. Bald zieht sie als neue Jugendamtsleiterin in das Büro ihrer Vorgängerin Michaele Berster um, die nach dem Ausscheiden von Hans-Werner van Hueth die Dezernatsleitung übernommen hat.
Als sich schon vor Monaten abzeichnete, dass das Jugendamt eine neue Leitung brauchen würde, stand für Bärbel Habermann schnell fest: Ich bewerbe mich. Angst vor der Herausforderung habe sie damals nicht gehabt, sagt sie im Rückblick. „Ich brauche hin und wieder eine Veränderung“, spricht sie über die vielen Bereiche, in denen sie in den vergangenen 30 Jahren so manches bewegt hat.
Dabei ist sie keineswegs nur von einem Schreibtisch zum nächsten gewandert. Im Gegenteil: Oft hat sie der vermeintlich schützenden Distanz eines Bürojobs die unmittelbare Nähe zu den Kindern, Jugendlichen und Familien vorgezogen. „Ich bin eine absolute Praktikerin“, sagt sie über sich selbst. Hört man ihr dabei zu, wird schnell klar: Bärbel Habermann ist eine Frau, die sich nicht scheut dorthin zu gehen, wo Hilfe dringend gebraucht wird.
Das wird sie nun vermutlich seltener tun können als bislang. Dafür warten neue Herausforderungen, über die sie selbst sagt: „Im Moment sortiere ich das alles erstmal.“
Dabei weiß sie auch, dass dafür nicht allzu viel Zeit bleiben wird. Denn auch beim Jugendamt bereitet man sich bereits jetzt darauf vor, dass das Thema „Flüchtlinge“ im Frühjahr wieder zum Brennpunkt werden könnte. Vor allem die Unterbringung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge bringt große Herausforderungen mit sich.
Schon jetzt werden Kontakte geknüpft und Netzwerke installiert, um bei Bedarf handlungsfähig zu sein. Eine Situation, in der man immer nur unter Zeitdruck reagieren kann anstatt zu agieren, soll nach den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr möglichst vermieden werden.
Ob das wirklich geling, weiß Bärbel Habermann freilich noch nicht. Aber auch ihr bleibt nicht verborgen, dass der Flüchtlingszustrom das Potenzial hat, wegen seiner stetigen Dringlichkeit andere Themen von der Agenda zu verdrängen.
Seit Monaten arbeiten die damit befassten Mitarbeiter der Stadtverwaltung quasi „am Anschlag“ — und das eben auch im Bereich von Kinder- und Jugendhilfe, wo so manches schnell zum Notfall werden kann.
„In Wülfrath darf kein Kind verloren gehen“, plädiert Bärbel Habermann dafür, die Gesamtsituation gut im Blick zu behalten.