Stadtwerke-Verbund: Velbert schreckt vor hohen Kosten zurück
Die Velberter Aufsichtsräte haben am Montag einstimmig beschlossen, der vorgesehenen Gründung der gemeinsamen Gesellschaft mit Remscheid und Solingen zum 1. Januar 2009 nicht zuzustimmen. Grund sind Zweifel an der Wirtschaftlichkeit.
Velbert. Kurz vor der geplanten Vertragsunterzeichnung haben die Velberter am Montag die Bremse gezogen: Einstimmig beschlossen die Aufsichtsräte der Stadtwerke und der städtischen Beteiligungsverwaltungsgesellschaft BVG, der Gründung des Rheinisch-Bergischen Stadtwerke-Verbunds (RBSV) mit Remscheid und Solingen zum 1.Januar 2009 nicht zuzustimmen.
Als Grund werden in einer Pressemitteilung "ungeklärte Fragen zur wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit im Vergleich zu einer stand-alone-Variante" genannt.
Von dem geplanten Zusammenschluss "auf Augenhöhe" versprachen sich die drei beteiligten Stadtwerke eine stärkere Position am Markt. Außerdem war für die Zukunft von einem gemeinsamen jährlichen Einsparpotenzial in Höhe von 19Millionen Euro die Rede gewesen.
Doch erst Ende November wurde von den beauftragten Beratungsunternehmen offenbar ein detaillierterer Wirtschaftsplan für den RBSV vorgelegt. Darin werden die "Anlaufkosten" für den Verbund mit 24,5 Millionen Euro beziffert.
Kostenträchtig soll vor allem die Investition im IT-Bereich sein. "Das hat uns ziemlich aus den Socken gehauen. Vorher waren die Anlaufkosten auf neun Millionen Euro geschätzt worden", sagte Bürgermeister Stefan Freitag, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, im Gespräch mit der WZ.
Und ob die Summe von 24,5 Millionen überhaupt ausreicht, daran hätten die Aufsichtsratsmitglieder erhebliche Zweifel gehabt, die bis Montag nicht ausgeräumt wurden.
Zugleich erscheinen die prognostizierten Synergiepotenziale - bereits in den ersten drei Jahren des Zusammenschlusses sollten je neun Millionen eingespart werden können - den Aufsichträten zu optimistisch. "Die Zahlen waren für uns nicht belastbar.
Zwar gibt es bei Wirtschaftsplänen immer eine gewisse Unsicherheit, weil niemand in die Zukunft sehen kann. Aber uns erschien der Unsicherheitsfaktor relativ groß", sagte Freitag. Man stehe nicht nur dem Unternehmen, sondern auch den Kunden und Beschäftigten gegenüber in der Verantwortung.
"Bis zur Unterschrift beim Notar hat jeder Gesellschafter das Recht, noch einmal nachzudenken. Uns erschien das Risiko jetzt zu groß", sagte der Bürgermeister.
Konsequenz: Die Gründung des Verbundes ist zumindest erst einmal vertagt. Von einem Aus wollte am Montag aber in Velbert niemand sprechen: "Die Tür steht nach wie vor offen. Anfang kommenden Jahres werden wir gemeinsam überlegen müssen, wie es weitergeht", so Freitag.
Stadtwerke-Chef Heinz-Werner Thissen sagte, man habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Partnern in Remscheid und Solingen: "Wir werden jetzt besprechen, ob es Sinn macht, das Startjahr zu verschieben, oder nicht."
Irritiert reagierten am Montag jedoch der Solinger Stadtwerke-Chef Andreas Schwarberg und sein Remscheider Kollege Thomas Hoffmann auf das Stopp-Signal der Velberter. Diese seien an der Aufstellung der Finanzprognosen stets beteiligt gewesen.
Verärgerung wurde in Remscheid zudem darüber geäußert, dass man durch eine E-Mail des Beraters und eine Pressemitteilung von der Entscheidung erfahren habe. Die Pläne für den Verbund wollen die Stadtwerke von Remscheid und Solingen - ob mit Velbert oder ohne - nicht begraben.
In Solingen sollen bereits zwei Millionen Euro in die Vorbereitung des Projekts geflossen sein. Wie viel Velbert bisher dafür ausgegeben hat, wollte Stefan Freitag am Montag nicht beziffern.