Streik: Am Busbahnhof gestrandet

Auf dem Rheinbahn-Betriebshof in Tiefenbroich wurde seit 3 Uhr gestreikt. Am zentralen Busbahnhof herrschte das Prinzip Hoffnung. Riesengeschäft für Taxizentralen, die alle verfügbaren Fahrer einsetzten.

Ratingen. "Langsam fällt es schwer, die Augen offen zu halten." Helmut Wienhausen ist seit kurz nach 2 Uhr auf den Beinen, seit 3 Uhr organisiert er im Betriebshof der Rheinbahn an der Sohlstättenstraße den Warnstreik - den ersten seit 16 Jahren. Keiner der über 50 Busse, die in Viererreihen auf dem Hof parken, wird das Betriebsgelände verlassen.

Die erste Ausfahrt wäre gegen 3 Uhr gewesen. Wienhausen hat dennoch keine Langeweile. Er sortiert die Listen, in die sich die Mitarbeiter und Busfahrer eintragen müssen, damit ihr Erscheinen zum Dienst dokumentiert wird. "Sonst gibt es kein Streikgeld", erklärt der Betriebsrat. Außerdem müssen fürs Frühstück der Kollegen in der Frühschicht Brötchen geschmiert und Kaffee gekocht werden

Keineswegs menschenleer war der zentrale Busbahnhof am Düsseldorfer Platz. Knapp zwei Dutzend Fahrgäste warten am späten Vormittag auf ihre Busse. "Ich bin vorhin mit dem 760er aus Eckamp gekommen, habe eingekauft und will jetzt wieder nach Hause", erzählt Margarethe Daniels. Sie warte jetzt schon über eine halbe Stunde, bis jetzt sei aber kein einzige Bus gekommen. "Was soll ich denn machen? Ich kann die Strecke doch nicht laufen", fragt sich die 84-Jährige.

Lenchen Schmidt pflichtet ihr bei. Auch sie muss nach Eckamp zurück. "Ein Taxi kann ich mir nicht leisten", sagt die Rentnerin, die wegen eines Arzttermins in die Innenstadt gefahren ist. Sporadisch biegt ab und zu ein Bus eines nicht bestreikten Subunternehmens auf die Haltespuren ein. Dann drehen sich alle Köpfe erwartungsvoll in Richtung Anzeige - und enttäuscht wieder weg: "Ne, nach Velbert wollen wir doch nicht."

Holger Frohnhof ist richtig sauer: Seit einer dreiviertel Stunde wartet er im leichten Nieselregen auf die Linie 759. "Ich muss dringend zum Flughafen. Vorhin hat es geheißen, dass ab 11 Uhr die Busse wieder fahren." Nach weiteren Minuten Wartezeit greift er zum Handy und bittet einen Bekannten ihn abzuholen.

In den Taxizentralen herrschte gestern dagegen Hochbetrieb. "Wir haben wirklich gut zu tun. Das ist fast wie an Silvester", freute sich eine Telefonistin. Viele Fahrgäste rufen spontan an, Vorbestellung seien eher selten. Alle Fahrer, die man auftreiben konnte, seien im Einsatz - pausenlos. Absagen musste man bisher niemandem, "aber kurze Wartezeiten müssen die Fahrgäste schon in Kauf nehmen."

Normalbetrieb wurde von den Schulen gemeldet. "Keine Abmeldungen", teilte Ilona Knappe, Sekretärin am Kopernikus-Gymnasium, mit.