Wülfrath: Kunst - Malerei, die man fühlen kann

Pfarrer Ingolf Kriegsmann stellt nächste Woche in der Nachbarstadt Mettmann aus.

Wülfrath. Er hat seine eigene Technik des Malens entwickelt: Sie ist sichtbar und fühlbar. Wie bei diesem Bild mit den dominierenden Sonnenblumen. Blüten reihen sich aneinander und übereinander. Körnige Farbpigmente fallen auf, wirken - je nach Lichteinfall - beinah wie kleine Tropfen Tau: "Durch die nicht behandelten Farbpigmente wird das Bild lebendiger", sagt der Maler. Und das ist Pfarrer Ingolf Kriegsmann. Ab dem 2. März stellte er im evangelischen Gemeindezentrum Mettmann-Süd aus.

"Sehet die Lilien..." ist das Motto der Schau. "Vom Blühen und Wachsen" handelt der Gottesdienst, der vor der Eröffnung gefeiert wird. Und dementsprechend hat er die Bilder ausgewählt - vor allen Dingen Blumen- und Naturmotive: kräftigt bunt, manchmal grell, aber immer mit einem fröhlich-optimistischen Grundton. "Ich bin ein positiver Menschen", sagt er im WZ-Gespräch. Die Malerei begleite ihn sein ganzes Leben, nehme einen wesentlichen Teil Freizeit ein - "und ist auch ein Ausgleich zur Arbeit, zur Seelsorge, wo man es ja oft auch mit traurigen Anlässen und Themen zu tun hat".

Kriegsmann vergleicht Malerei mit Musik, mit Jazz. "Das Bild ist ein Lied", sagt er - und ein Bild beendet er am Stück. "Wenn ich anfange zu malen, bringe ich es auch zu Ende. Selbst wenn ein Strich falsch gesetzt ist, wird es nicht geändert. Das ist dann wie ein Kiekser beim Trompetenspiel", beschreibt er sein Gefühl dabei.

Kriegsmann grundiert die Leinwand nicht weiß. "Die Natur kennt auch kein strahlendes Weiß. So bleiben die Bilder natürlicher", so seine Einschätzung. Mit einer Grundierung als Bindemittel direkt auf dem Pinsel trägt er das Farbpulver auf. "So hat das Bild mehrere Dimensionen. Es ist keine glatte Fläche," merkt er an.

Blumen, Menschen, Häuser, Plätze - im Stil ähnelt Kriegsmann August Macke. "Eine Seelenverwandschaft", sagt Kriegsmann dazu. Diese hat auch dazu geführt, dass er - inspiriert durch Mackes Tunis-Bilder - "vor Ort sehen wollte, wie das wirklich aussieht, die Farben, das Licht". Und so hat er auch Mackes Gasthaus-Platz-Szene aus Tunis im Werk "Café des Nattes" nachempfunden. Die Stimmung ist die gleiche - "nur ein Baum steht dort weniger". Macke war 1914 dort, Kriegsmann fast ein Jahrhundert später.

Persönliches: Kriegsmann wurde 1958 in Köln geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Berufliches: Kriegsmann hat in Bonn und Heidelberg Theologie,Kunstgeschichte und Philosophie studiert. 1987 hat er sein Studium mitdem Theologischen Staatsexamen abgeschlossen. Seit 1991 ist er Pfarrerin Wülfrath. In der Kirchengemeinde leitet er zum Beispiel den Kreis"Kunst und Kirche".