Wülfrath: 150000 Euro gegen Risse

Haushalt: Dank NKF fließt auch das Straßennetz ins Vermögen der Stadt ein. Doch die Zahlenspielerei hat ihre Tücken: Ohne ständige Arbeiten schmilzt der Wert rapide.

Wülfrath. Die Straße Bringmannshaus führt mitten durchs Wohngebiet in Rohdenhaus. Sie wurde in den 50er Jahren angelegt. Risse und andere Schäden wurden bislang stets notdürftig geflickt. Jetzt ist die Zeit aber reif für eine grundlegende Sanierung. In diesem Jahr soll die Straße auf einer Länge von etwa hundert Metern eine neue Decke erhalten, 30000 Euro veranschlagt die Verwaltung dafür.

Rund 150000 Euro sind jährlich für diese und weitere Instandsetzungsarbeiten (siehe Info-Kasten) im städtischen Haushalt vorgesehen. In den vergangenen Jahren ist das verantwortliche Tiefbauamt damit stets gut gefahren. 2006 wurden sogar nur knapp 48000Euro eingesetzt. "Unsere Straßen sind im Vergleich zu anderen Städten in einem guten Zustand", konstatiert Amtsleiter Hans-Peter Pfeiffer.

Doch er muss umdenken. Denn dank des Neuen Kommunalen Finanzmanagement (NKF) heißt es jetzt auch in Wülfrath: Die Straße lebt. Zumindest ist sie jetzt Teil des Vermögens, das die Stadt im doppischen Haushalt verbucht. In die Eröffnungsbilanz sind die knapp 90 Kilometer Straßennetz samt Geh- und Radwegen sowie öffentlichen Plätzen mit einem Wert von rund 27 Millionen Euro eingegangen. Die Mitarbeiter in der Kämmerei errechneten diese Zahl aus dem Neubauwert der Straßen und dem Wert des Bodens, auf dem sie gebaut sind, abzüglich des Zeitwertes und der Schäden. Allein letztere - im Verwaltungsdeutsch "unterbliebene Instandsetzungen" genannt - summieren sich inzwischen auf 1,1Millionen Euro.

Rein theoretisch - würde man NKF in Gänze umsetzen - müsste die Stadt jährlich Geld in der Größenordnung von 825000 Euro ins Straßennetz reinvestieren oder zurücklegen, "um der Werteverzehr auszugleichen", wie es Kämmerer Stephan Hölterscheidt gegenüber der WZ nennt. Für die Nothaushaltskommune ein Unding. Im Klartext: Die Straßen verlieren an Wert, das Vermögen schmilzt. 825000 Euro im Jahr für die Straßensanierung - statt wie bisher höchstens 150000 Euro: Ist das realistisch?. Sind die Wülfrather also bald umzingelt von Baustellen und Umleitungen?

Hans-Peter Pfeiffer sagt klar: "Nein. Die Verkehrssicherheit hat höchste Priorität", räumt er ein. Aber erstens würden Hauseigentümer, die sich an den Baukosten vor ihrer Tür beteiligen müssen, auf die Barrikaden gehen. Zweitens spreche die menschliche Vernunft dagegen, Straßen mit geringen Schäden für teures Geld zu sanieren. Die Straße Bringmannshaus zum Beispiel würde dann in einigen Jahren erneut aufgerissen. "Ich kaufe mir auch kein Auto und verschrotte es nach fünf Jahren, nur weil es gebraucht ist", so der Amtsleiter. Und nicht zuletzt sei Wülfrath auch trotz NKF immer noch eine Nothaushaltsgemeinde.

Plan An folgenden Straßen sollen in diesem Jahr, vorbehaltlich der Koordination mit Stadtwerken und Kanalbauern, Arbeiten vorgenommen werden: Pappelweg (voraussichtliche Kosten: 25000Euro), Bringmannshaus (30000), Flandersbacher Straße (17000), Flandersbach (17000), Kastanienallee (10000), Am Braken (12000), Wilhelmshöhe (6000), Bergstraße (3500), Maikammer (4500), Am Müllerbaum (3000), Bausenhaus (2000).