Velbert: Auf das Umfeld kommt es an

Stadtplaung: Bei einem Diskussionsabend des Geschichtsvereins wurde klar, dass das Nebeneinander von Villa Herminghaus und Marktzentrum als problematisch gesehen wird.

Velbert. Eigentlich war der Denkmalschutz in Velbert am Donnerstagabend im Saal des evangelischen Gemeindehauses an der Oststraße das Thema des Bergischen Geschichtsvereins. Doch es dauerte nicht lange, da ging es nur noch um das Marktzentrum und die Villa Herminghaus samt Garten. Hintergrund war auch das Scheitern des Verhandlungsversuches zwischen Bürgermeister Stefan Freitag und Vertretern der Bürgerinitiative drei Tage zuvor.

"Die Veranstaltung war schon lange, bevor der Diskussion um die Herminghaus-Villa begann, geplant", erklärte der Vorsitzende der Velberter Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins, Werner Fischer-Feldsee. "Und dann hat uns die Aktualität eingeholt."

In einer besonderen Doppelrolle saß Manfred Bolz in der Diskussionsrunde. Seit etwa 20 Jahren ist er Mitglied des Geschichtsvereins. Als CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat vertrat er aber die Ratsmehrheit, die den Bau der Marktpassage befürwortet.

Schnell war klar, dass neben Bolz auf dem Podium nicht nur Gerd Lensing, Archivar der Evangelischen Kirchengemeinde Velbert, sondern auch der Denkmalschutz-Beauftragte des BGV-Hauptvereins Hans Joachim de Bruyn-Outboor eine Gegenposition beziehen würde.

De Bruyn-Outboor machte in seinem Vortrag deutlich, dass Velbert mit dem Interessenkonflikt zwischen Einzelhandelsentwicklung mit Hilfe von Einkaufszentren und Bewahrung des Stadtbildes nicht alleine dasteht. "Wichtig wäre, dass bei Ihnen eine Velberter Lösung herauskommt", betonte er. In der Stadt müsste vieles verbessert werden, um die Reste historischer Bausubstanz besser zur Wirkung zu bringen, erkärte der Fachmann, der im Januar einen Stadtrundgang gemacht hatte. "Die Villa Herminghaus hätte es verdient, in eine neue Situation einbezogen zu werden, in der sie wirken kann." Andererseits könne auch ein Neubau von ihr profitieren.

Bolz war an diesem Abend hauptsächlich damit beschäftigt, die Anwesenden davon zu überzeugen, dass es noch keine konkreten Pläne für ein Marktzentrum geben würde. Modelle auf, die sich Zuhörer bezogen, seien reine "Massenmodelle" gewesen, mit denen nur die maximal mögliche Größe von Baukörpern dargestellt werden sollten, wie sie der geplante Bebauungsplanes zulassen würde. Sie hätten nichts mit einer tatsächlichen Bauplanung zu tun. "Jetzt geht es eben gerade darum, gemeinsam etwas zu entwickeln, mit dem alle lebe können. Wir müssen darauf achten, dass das, was wir da bauen besser ist, als das, was wir heute haben. Deshalb muss das was kommt, an den schützenswerten bestand angepasst werden."

Durch die Beiträge aus dem Publikum wurde aber schnell deutlich, dass bei den Bürgern die Angst vorherrscht, die Stadt würde sich von einem möglichen Investor über den Tisch ziehen und von ihm die Bebauung diktieren lassen. "Es ist völlig klar, dass die Stadt in einer ziemlichen Klemme steckt", erklärte auch Lensing. "Ich verstehe auch, dass man händeringend einen Investor sucht. Aber das Wertvolle einer Stadt, der Wohlfühlfaktor hängt nicht von einem Einkaufszentrum ab."

De Bruyn-Outboor fasste die Situation am Ende sehr treffend zusammen: "Die Diskussion erscheint mir verfahren. Die eine Seite glaubt, sie könne das best mögliche herausholen. Die Bürger wollen auf größt mögliche Sicherheit setzen. Die Stadt muss einfach klar machen, welche Rahmenbedingungen für einen Investor gesetzt werden."