Was hilft Tieren bei Katastrophen?
Student Benjamin Hann hat diese Frage für seine Bachelor-Arbeit gestellt. Sein Tipp: Auch einen Notfall-Rucksack fürs Haustier packen.
Es gibt zwei Dinge, die Benjamin Hann besonders interessieren: Bevölkerungsschutz und Tierschutz. Beides führte der Student der Sicherheitstechnik bei seiner Bachelor-Arbeit zusammen indem er die Frage stellte: Was geschieht eigentlich mit Haustieren, wenn sich Katastrophen ereignen? Wenn etwa ganze Gebiete wegen eines drohenden Hochwassers evakuiert werden müssen?
„Darüber gab’s erstaunlich wenig“, sagt der 32-Jährige, der das Thema auch bei der Freiwilligen Feuerwehr betreut. So hatte etwa ein Ratgeber für die Notfallversorgung, den das Bundesamt für Katastrophenschutz herausgibt, den fragwürdigen Tipp parat, man solle doch an die Haustiere denken. „Aber wie?“, fragte der Wülfrather. Und antwortet gleich: „In dem man etwa beim Anlegen von Vorräten gleich ans Tierfutter mitdenkt.
Benjamin Hann
Mehr fand der junge Mann bei Zoos oder Tierheimen, die eher auf solche Situationen eingestellt seien: Wetter beobachten, entsprechende Sicherungen etwa bei Außengehegen anbringen. Vielleicht im Vorfeld abklären, wohin man das Haustier bringen kann. „Auf die Behörden würde ich mich nicht verlassen“, sagt Hann. Er habe den Eindruck, als verließen sich die Ministerien auf die Tierschutzvereine.
Fünf Haustiere sind es, die den allergrößten Teil in deutschen Haushalten ausmachen: Katze, Hund, Kaninchen, Meerschweinchen und Wellensittich. „Man sollte in jedem Fall darüber nachdenken, wie man das Tier transportieren und wie man es unterbringen kann.“ Damit es eben nicht geschieht wie in einem Tierpark in Bernburg/Sachen-Anhalt, wo Ponys und Kamele beim Hochwasser 2011 mit Schlauchbooten gerettet werden mussten. Als zwei Jahre später ein erneutes Hochwasser kam, war man deutlich besser vorbereitet.
In Prag mussten 2002 ein Nilpferd, ein Elefant und eine Raubkatze sogar erschossen werden. Oder wie in den USA, wo beim Hurrikan Katrina 50 000 herrenlose Tiere in New Orleans zum Problem wurden.
Auch wenn das letzte Beispiel wirkt wie eine Räuberpistole aus der Dritten Welt, in den USA ist man einige Schritte weiter. „Die Idee, einen Notfallrucksack auch für Tiere zu packen, ist sicher nicht verkehrt“, erklärt der Fachmann, der sich in Wülfrath beim Tier- und Naturschutz engagiert.
Woran liegt es, dass die persönliche Notfallvorsorge in Deutschland so unterentwickelt ist? „Früher hieß das Selbstschutz und hatte mit dem Kalten Krieg zu tun“, sagt Hann. Viele Menschen hätten das damals schon ausgeblendet, wollten damit nichts zu tun haben. „Womöglich sehen wir jetzt ein ähnliches Verhalten.“
Derzeit checkt Benjamin Hann, ob es eine Möglichkeit gibt, seine Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.