Wo Hündin Eylen Manieren lernt

Die Wülfrather Ortsgruppe des Vereins für Deutsche Schäferhunde hilft auch Haltern anderer Hunderassen bei der Erziehung der Tiere.

Foto: Ulrich Bangert

Wülfrath. Der Rasen auf dem Übungsplatz der Ortsgruppe Wülfrath im Verein für Deutsche Schäferhunde würde auch Gartenfreunden ein anerkennendes Nicken entlocken: dicht, grün, kurz geschnitten. Jetzt steht darauf Gundula Braun mit ihrer jungen Hündin Eylen. Und zwar vor dem großen Spiegel. Der ist dort angebracht, damit man selbst „von außen“ sehen kann, ob der Hund korrekt arbeitet. Ein leises „Sitz“, und Eylen geht in die Grundstellung. Links neben ihren Menschen, eng angeschmiegt, Hundeschulter an Menschenknie, Blick nach oben. Klick, macht es von der Bank aus. Da sitzt Ulrich Braun, und der Klicker heißt für Eylen „gut gemacht“. Klick bedeutet Belohnung. Gudrun Braun rückt ein Leckerchen raus. Eylen ist begeistert, springt auf, die Augen weit — was soll ich jetzt machen?

„Gundula und Eylen, die lernen beide“, erklärt Rolf Daus, der Vorsitzende der Ortsgruppe. „Gundula möchte auch auf Wettkämpfe gehen, so wie Ulrich.“ Wie das einmal aussehen könnte, das ahnt man, als Ulrich mit der Hündin Frieda arbeitet. Wendungen, Tempowechsel, Frieda hält exakt ihre Position an der linken Seite. Als wären es nicht zwei Lebewesen, sondern eines.

Am Zaun lehnen Monika Fricke und Sarah Jane Paul. „Das braucht viel Übung, bis man so weit ist“, sind sie sich einig. Aber so perfekt soll es mit Fricke und ihrer Schäferhündin Hanna und für Paul mit den Doggenmischlingen Fee und Echo auch gar nicht sein. Sie besuchen die Übungsgruppe, die die Ortsgruppe auch für Nichtmitglieder anbietet. Und bei der Hunde aller Rassen und Mischlinge willkommen sind. Da lernen Hund und Mensch, wie man als Team mit einem alltagssicheren Familienhund durchs Leben geht. Der kommt, wenn man ihn ruft. Der nicht an der Leine zieht und eine Vorstellung davon hat, was mit „Sitz“ und „Platz“ gemeint ist.

Rolf Daus, Vorsitzender der Ortsgruppe, über die Anfänger unter den Hunden

Daus sagt: „Rund 20 Hunde haben diesmal angefangen. Wir mussten sie in Gruppen aufteilen.“ Und, wie läuft es? „Die haben sich unheimlich gemacht. Ich bin wirklich baff, das muss ich sagen. Ich freue mich darüber. Wenn Sie die am Anfang gesehen hätten! Die sind ja hier herumgehüpft wie die Ziegen.“ Augsburger Modell nennt man dieses offene Angebot im SV.

Warum macht Gundula Braun mit? „Ich war schon vorher in Hundeschulen. Als ich nach Wülfrath gezogen bin, habe ich was Neues gesucht. Und ja, es macht Spaß.“ Spaß ist auch das Stichwort, wenn man Daus befragt, wie das mit dem Training geht. Damit der Hund, wie Daus sagt, will. Wie erreicht man es, dass der Hund will, was der Mensch will? „Indem ich ihm eine Freude mache“, sagt Daus. Was der Hund richtig macht, wird belohnt. Sei es mit Leckerchen, sei es mit Ball und Spiel.

14 Mitglieder hat die Ortsgruppe zur Zeit. Nicht alle von ihnen haben einen Hund und nicht alle Hunde arbeiten. Trainiert wird in Wülfrath Schutzhund und Fährtenhund. Fährtenhund natürlich nicht auf dem Platz, da werden Absprachen mit Landwirten getroffen. „Neue Mitglieder zu gewinnen, ist nicht so leicht“, sagt Daus. „Viele wollen sich nicht engagieren in einem Verein.“ Seit 1951 gibt es die Ortsgruppe. Und es habe Zeiten gegeben, da war sie 80 Mitglieder stark und es gab einen Aufnahmestopp. Zeiten, in denen es genug Hunde gab, um einmal im Jahr mit Fährtenhunden um den Pokal bei der Gedächtnissuche zu kämpfen. Gemeint ist das Gedächtnis an die gestorbenen Sportfreunde. Für die am Rand des Übungsplatzes ein mächtiger Fels steht. „Wir denken an Euch“ steht auf einer Metalltafel. Nicht weit davon übt Eylen die lange Ablage. Übt das Liegenbleiben, auch wenn Frieda über die Hürde springt und das hölzerne Apportel holt. Oder liegt und wartet, dass Ulrich sie quer über den Platz schickt zum vorher abgelegten Ball. „Schäferhunde fiebern danach, zu arbeiten“, so Daus. Der sich selbst als hundeverrückt bezeichnet. Eylens Arbeitsfreude ist tatsächlich bis zum Zaun zu spüren. Eylen und Gundula, die zwei haben noch viel vor.