Wülfrath: Bunker-Abriss schreitet voran
Die Tage des alten Betonkolosses an der Goethestraße sind gezählt. Gegen den Hydraulikmeißel hat er keine Chance.
Wülfrath. Immer wieder stößt der Bagger den gewaltigen Hydraulikmeißel in das Mauerwerk. Fast mühelos bricht der Beton und kracht in die Tiefe. Meist sind es richtig dicke Brocken, manchmal aber auch nur kleinere Bruchstücke. Mit einem Wasserschlauch wird das ganze Geschehen gewässert, denn ansonsten wäre vor lauter Staub die Hand nicht vor Augen zu sehen.
Die Abbrucharbeiten am alten Bunker hinter der Hirsch-Apotheke sind seit ein paar Tagen in vollem Gange - und vor allem weithin zu hören. Es ist so laut, dass Baggerführer Hans-Jürgen Mühleis und sein Wasser spritzender Helfer Steven Kuhnert nicht ohne Ohrenschützer auskommen. "Wir können den Bunker leider nicht wegzaubern", sagt Uwe Sander, Architekt bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG), die den Abriss in Auftrag gegeben hat. "Aber dafür, dass es solch einen Lärm macht, haben die Anwohner sehr viel Verständnis." Manchmal kämen sogar Nachbarn vorbei und bringen Getränke mit, erzählt Mühleis. "Die Leute hier sind alle sehr nett. Bisher hat’s keinen Ärger gegeben." Bis auf einen Betrunkenen, der vor ein paar Tagen auf dem Gelände auftauchte und den beiden Bauarbeitern ans Leder wollte. Das Schauspiel währte aber nicht lange, die Polizei führte den "Gast" in Handschellen ab.
"Wir sind im Soll", ist Sander zuversichtlich, dass der Zeitplan - 60 Arbeitstage bis zum Abtransport des letzten Steins - eingehalten wird. Gleiches gilt für die angesetzten 350000 Euro, die der Abriss kosten soll. "Es sei denn, wir stoßen noch auf irgendwelche Unwägbarkeiten wie Altlasten - aber das ist zumindest bisher nicht zu erwarten."
Mittlerweile klafft zur Goethestraße hin ein riesiges Loch in der Fassade des Weltkriegs-Bunkers. Wobei die 1,20 bis 1,40 Meter dicken Mauern dem Hydraulikmeißel keinen großartigen Widerstand leisten. Für Hans-Jürgen Mühleis vom Duisburger Abbruchspezialisten Kowa ist die Wülfrather Baustelle daher wie jede andere - auch wenn er nicht alle Tage einen Bunker vor die Schaufel bekommt. Der Schuttberg aus Beton und Stahl wird derweil immer höher und dient als Standbasis für den Bagger. "Wir stehen mit ihm inzwischen auf dem Niveau der ersten Etage", sagt Mühleis. "Dort brechen wir zunächst bis hinten durch, danach geht’s nach rechts und links weiter." 24 mal zwölf Meter misst das graue Ungetüm, zudem reicht es weitere zwölf Meter in den Himmel - macht unterm Strich 3456 Kubikmeter Beton und Mauerwerk, die weggebrochen und demnächst auch abtransportiert werden müssen. Hinzu kommt jede Menge Kies am Fundament des Bunkers. "Der Abtransport per Lkw erfolgt dann über die Goethestraße", sagt Uwe Sander.