Wülfrath: Kinderbuchautorin liest Kindern vor

Beim Detektiv-Treff geht es mit der Autorin Gudula Kohn auf Spurensuche. Ihre Liebe zu Büchern, zu Kindern und zu Wülfrath konnte sie hier vereinen.

Wülfrath. Linus ist beruflich da. Er möchte nach kompetenten Mitarbeitern Ausschau halten. Der selbstständige Privatdetektiv arbeitet noch alleine. Gleichgesinnte wären deshalb nicht schlecht. Denn in seinem Beruf braucht man Leidenschaft. "Wer wie ich gerne Geheimnisse lüftet, ist in meiner Kanzlei super aufgehoben", wirbt der Siebenjährige bei seinen gleichaltrigen Kollegen.

Nicht umsonst hat Linus sich deshalb den Detektiv-Treff im Niederbergischen Museum ausgesucht. Hier trifft man die Schnüffler und die, die gerne dazugehören würden.

Mit Oberdetektivin Gudula Kohn geht es auf Spurensuche. Ihr 1995 erschienenes Kinderbuch "Kinderdetektive Alina und Hung" dient den 22 kleinen Schnüffelnasen als Vorlage.

Sie begeben sich mit den zwei Kinderdetektiven auf die Suche nach den 400 Jahre alten Goldmünzen, die aus dem Museum verschwunden sind. "Ich habe dieses Buch nach den Gegebenheiten des Museums geschrieben. Die alte Truhe und die hohe Kante, die in dem Buch vorkommen, existieren wirklich", verrät Gudula Kohn und packt ihren Detektivkoffer aus: Lupe, Geheimschrift, Fingerabdruckpulver - die Autorin ist für jeden Fall gerüstet.

Auch wenn der kleine Koffer noch aus Kindertagen stammt, ihn wegzuschmeißen konnte Gudula Kohn nicht übers Herz bringen. "Eigentlich bin ich immer noch fünf", lacht sie. "So ist jedenfalls meine bewegte Fantasie zu erklären." Und auch die insgesamt acht Bücher, die die Wülfratherin geschrieben hat.

Als 1990 ihr erstes Buch "Drachomea und die Abfalldetektive" erschien, hatte sie das Autoren-Fieber gepackt. Ihre Liebe zu Büchern, zu Kindern und zu Wülfrath konnte sie hier vereinen. Immer wieder erkennt man Parallelen, die die Autorin zwischen ihrer virtuellen Welt und ihrem Heimatort zieht.

Ob es nun das Museum ist, das mit seinen alten Truhen in ihren Büchern auftaucht, oder heimische Straßennamen - ein Wülfrather fühlt sich auf ihren Seiten ganz zu Hause.

"Ich liebe Wülfrath. Hier leben so viele Menschen, die sich in ihrer Freizeit für ihre Stadt engagieren. Ob Fördervereine für das Museum, das Altenheim oder die Feuerwehr - viele sind sehr aktiv", lobt Gudula Kohn.

Den Krimiabend im Museum organisiert sie ehrenamtlich. Das Geld kommt dem Förderverein zugute und ihre Leidenschaft den Kindern. Und die sind begeistert von ihrem Detektivwissen. "Ich hatte früher selbst ein Kinderdetektivbüro", vertraut sie ihren neuen Kollegen an.

Mit großen Augen lauschen die kleinen Zuhörer ihrer Geschichte von der mutigen Alina und dem schlauen Hung. Mit Hilfe von Oberdetektivin Gudula Kohn lernen sie, Fingerabdrücke von Glasscheiben zu nehmen und Geheimschriften zu lesen. Sie liegen unter dem großen alten Bett, genau in demselben Moment wie die Hauptfiguren aus dem Buch, und beobachten die schwere Truhe.

"Jetzt bin ich ein richtiger Spion. Genau wie Alina in dem Buch", freut sich Luisa (9). Und Linus passt gut auf, dass er ja keinen Detektivtrick verpasst. "Die ganze Welt steckt zwischen zwei Buchdeckeln", schwärmt die Erzieherin und Heilpädagogin.

Momentan ist jedoch kein Buch in Arbeit. "Ich warte noch auf ein Thema, das mich packt", sagt sie. Gespenstergeschichten, Detektivfälle und Fußballstorys - Kohn weiß, wofür ein Kinderherz schlägt. Ob sie ihre kleinen Detektive nach Zahnspangen suchen lässt, Gespensterkinder eine Geisterbahn retten schickt - die Wülfratherin sieht mit Kinderaugen.

"Ich weiß, was Kinder interessiert, was sie spannend finden oder nachempfinden können. Auch eine verlorene Zahnspange kann zu einer mittelgroßen Katastrophe werden", schmunzelt sie.