Wülfrath: Kanäle halten Klatte wach
Der Tiefbauamtsexperte betont: Kanalssanierung muss jetzt sein.
Wülfrath. 91 Kilometer ist es lang, das Wülfrather Kanalnetz. Und sechs Prozent davon sind in einem derart schlechten Zustand, dass sie eigentlich sofort saniert werden müssen. Das ist eine Kernaussage des Sanierungskonzeptes, das der Umweltaussschuss einstimmig beschlossen hat.
"Anderswo ist das drastischer", tröstete Reinhard Beck die Lokalpolitiker. Seit 18 Jahren untersucht der Diplom-Ingenieur die Wülfrather Unterwelt und stellte ihr im Rahmen der Aufstellung des Generalentwässerungsplanes ein gutes Zeugnis aus: "Das Kanalnetz scheint so schlecht nicht zu sein. Es ist ja nicht so, dass laufend Keller unter Wasser stehen oder Straßen überflutet sind." Im Interesse der gefahrenabwehr müssten aber einige Schäden sehr schnell behoben werden. Etwa 1,8 Millionen Euro veranschlagen der Experte und das Tiefbauamt für die Beseitigung der Schäden, "bei denen man nicht mehr wegsehen kann". Fehlende Rohrstücke ("Das ist der Renner unter den Schadensbildern."), Risse und Einstürze gilt es zu ersetzen und beheben.
Die Stadt erwartet, dass 2008 rund die Hälfte der Arbeiten erledigt werden können. 900000Euro sind veranschlagt und finden bereits Niederschlag in der Abwassergebühr. Es ist abzusehen, dass die Gebühr in den kommenden Jahren aufgrund der Kanalsanierungen - in den nächsten zehn Jahren ist mit Investitionen von mehr als sieben Millionen Euro zu rechnen - steigen werden. "100000 Euro Investitionen macht eine Steigerung von 2,5 Prozent aus", rechnete Stefan Kasteel von der Firma Allevo - er kalkuliert die Gebühren für die Stadt - dem Ausschuss vor. "Können wir die Investitionen jetzt strecken?" wollte Michael Becker (CDU) im Interesse der Gebührenzahler wissen. Hier sprach Frank Klatte (Tiefbauamt) Klartext: "Es gibt Kanäle, die lassen mich nachts nicht mehr ruhig schlafen." Angesichts des Gefahrenpotenzials "duldet die Sanierung keinen Aufschub".
Derart dringenden Sanierungsbedarf gibt es am Angerweg, zum Beispiel, aber auch an der Wilhelmshöhe. Und gerade die "ist ein Sonderfall, der uns noch Kopfzerbrechen bereiten wird", kündigte Tiefbauamtsleiter Peter Pfeiffer an. Die Kanäle seien in den 50er Jahren von den Siedler selbst auf den Privatgrundstücken angelegt worden. Pfeiffer schlägt vor, dass die Sanierung jetzt nicht zu Lasten der Bürger gehen solle. "Ich plädiere für eine ordnungsgemäße Kanalisation auf städtischen Flächen."
Sanierungsnotwendigkeiten: Sechs Prozent der Kanäle müssen sofort saniert werden, 16 Prozent kurzfristig, 13 Prozent mittelfristig. Bei 32 Prozent besteht kein Handlungsbedarf. Sieben Prozent der Kanäle wurden nicht untersucht. Bei zwei Prozent blieb die Untersuchung unvollständig. 2700 Kanalschächte gibt es in Wülfrath. Auch dort gibt es Sanierungsaufwand.
Konzept: Rund 600 Einzelmaßnahmen wurden aufgelistet, die zu 60 zusammenhängenden Sanierungsaufgaben zusammengefasst wurden.
Grundlage: Nach geltendem Recht ist Wülfrath verpflichtet zur ordnungsgemäßen Instandhaltung der Kanalisation. Der anstehenden Sanierungen seien unabweisbar notwendig -machte die Verwaltung klar.