Wülfrath: Schlupkothen - Neues Leben im Gotteshaus

Nach der Entwidmung wird die Kirche zu Firmensitz und Wohnhaus umgebaut.

<strong>Wülfrath. Der grau gedeckte kleine Kirchturm thront noch über dem hell gestrichenen Haus, doch die Glocke hängt dort nicht mehr. Die evangelische Kirche in Schlupkothen Nummer 16 ist entwidmet. Die Zahl der Gläubigen war so geschrumpft. Vor zwei Jahren wurde die Kirche geschlossen. Die evangelischen Christen besuchen nun die Gottesdienste in Düssel oder in der kleinen Kirche der Bergischen Diakonie Aprath. Doch bald kehrt das Leben in die verlassenen Räume zurück. Familie Niederelz wird dort mit ihrer Firma, einem Elektroinstallationsbetrieb, einziehen, die beiden Wohnungen werden von Schwiegereltern und Schwägerin genutzt. Der Umzug hat schon begonnen. Katja (31) und Patric Niederelz (33) wohnen in der Görtzheide. Das Büro von Patric befand sich im Kinderzimmer, das jetzt aber von der sieben Monate alten Tochter Laura in Beschlag genommen wird. Die junge Familie hatte die leer stehende ehemalige Kirche schon länger im Blick. Für Lager und Präsentationsraum ist der einstige Kirchenraum gut geeignet. Doch bis zum Umzug der Firma, die Familie selbst bleibt in der Görtzheide, werden noch einige Monate vergehen. Bis alle Baupläne unter Dach und Fach waren, mussten viele Hürden überwunden werden. Neben Familie Niederelz gab es noch andere Interessenten. Doch letztlich sprangen die anderen nach und nach ab. "Kurz vor der Geburt kam die Baugenehmigung", erzählt Katja Niederelz. Zur Kirche hat sie eine ganz besonders enge Beziehung. Anfang der 90er Jahre hatte sie dort Konfirmandenunterricht. Seit 2000 ist sie Presbyterin, hat sich auch diesmal für das Amt beworben. "Als feststand, dass wir das Haus bekommen, saßen wir abends in Familienrunde um den Tisch in der ehemaligen Apsis. Das Kreuz, das dort an der Wand hing, war noch schemenhaft zu sehen. Es war ein feierliches Gefühl", erinnert sich die Familie.

Noch hat das Haus Baustellencharakter. Doch Mitte des nächsten Jahres hofft Patric Niederelz, am Schreibtisch im oberen Geschoss zu sitzen. Von dort aus kann er in den Glockenturm schauen. Die Landeskirche hatte letztlich zugestimmt, dass der Turm erhalten bleiben darf. "Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, ist aber historisch von Wert", sagt Katja Niederelz, die bald wieder mit in der Firma arbeiten möchte.

Bauzeit 1927 wurde die Kirche Schlupkothen 16 von Gemeindeglieder erbaut. Kalk stellte das Grundstück. Auch die katholische Kirche St.Barbara wurde von Kalk gefördert.

Entwidmung Vor zwei Jahren musste die Kirche aufgegeben werden. Bei den Protestanten heißt das entwidmen, bei den Katholiken entweihen. Die Glocke der ehemaligen Kirche kam nach Düssel, der Altar ins Gemeindezentrum Quellengrund.

Kirchenbesuch Die evangelischen Christen in Schlupkothen können die Gottesdienste in Düssel oder in der Kirche der Bergischen Diakonie Aprath besuchen.