Wülfrather Nägel werden bunter

In Wioletta Kozlowskas rosa Nagelstudio sind die Kunden mit den Jahren immer offener für Glitzer und schrille Farben.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Wenn die Wülfrather sich etwas trauen, freut sich Wioletta Kozlowska. Gerne macht die 32-Jährige aus den Fingernägeln ihrer Kunden einzigartige Kunstwerke, die mitunter an Blüten oder Pfauenfedern erinnern. Die Zutaten sind Farben, Glitzer oder Swarovski-Steine — je bunter desto besser. In Kozlowskas Nagelstudio gilt das auch für die Inneneinrichtung: Die Wände sind pink wie Kaugummi. „Ich möchte, dass die Leute, wenn sie zu mir in den Laden kommen, direkt gute Laune haben“, sagt die gebürtige Polin.

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Mut hatte sie selbst auch bewiesen, als sie 2007 ihr erstes Nagelstudio an der Goethestraße eröffnete. Schließlich war sie erst zwei Jahre zuvor nach Deutschland gekommen. Sie erinnert sich an den Kulturschock: „Ich habe mich am Anfang als Neue in der Stadt richtig beobachtet gefühlt.“ Die Sprache zu lernen fiel ihr zunächst schwerer als die Herausforderung, ein eigenes Geschäft zu leiten. „Ich habe mir das nach und nach alles angeeignet“, sagt Kozlowska, die mit 21 Jahren nach Deutschland kam und in der Heimat Mathe und Informatik auf Lehramt studiert hatte.

Im neuen Land traute sie sich wegen der Sprachbarriere nicht, die Qualifikationen nachzuholen, um den Lehrerberuf auch hier aufzunehmen. „Ich hatte Sorge, dass ich den Kindern nicht alles so gut erklären kann“, so die Wülfratherin. Ein Neustart musste her. Dass sich Kozlowska schließlich für ihre Leidenschaft Nagelkunst entschieden hat, stellte sich im Nachhinein als richtige Entscheidung heraus.

„Ich liebe meinen Job“, sagt sie heute. Inzwischen ist sie mit ihrem Laden in die Fußgängerzone gezogen. Erst war er in Höhe des Kirchplatzes zu finden und seit dreieinhalb Jahren gegenüber des Eiscafés Paciello.

Vor neun Jahren waren noch dezente Töne und schlichte Bemalung angesagt. Die einzige, die damals im Laden ausgefallene Nägel hatte, war die Inhaberin selbst. „Heute mögen die Leute Farben, Farben, Farben“, sagt sie. Dass mehr Kunden sich außergewöhnliche Muster auf die falschen Nägel zaubern lassen, liegt laut Kozlowska nicht nur am aktuellen Trend. „Mit der Zeit vertrauen mir die Leute auch mehr.“ Sehr gerne berät die Wülfratherin ihre Kunden. Manchmal muss sie aber auch Verständnis haben, wenn Strassteine und kleine aufgemalte Waben auf manchen Fingern tabu sind. Etwa wenn eine Ärztin im Studio sitzt.

Selbst eine Handvoll männlicher Kunden finden den Weg in das pinke Reich an der Wilhelmstraße. „Das sind Männer, die wegen ihres Berufs schöne Hände haben wollen und sich eine Maniküre machen lassen“, erklärt die Wülfratherin.

Mittlerweile hat sich Kozlowska eingelebt: „Ich fühle mich richtig wie zu Hause.“ Dass sie bereits auch enge Bande mit den Wülfrathern geknüpft hat, beweist die Uhr in ihrem Laden. Die 32-Jährige berichtet: „Die hat mir eine Kundin geschenkt.“ Offenbar ist angekommen, wie Kozlowska tickt. Die Ziffern sind pink.

“ Termine nach Vereinbarung: Tel. 02058/894 99 99.