Wie ist das Heizverhalten der Wülfrather jetzt? Wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?
Arne Dorando im Interview Stadtwerke sind mit Start ihres Photovoltaik-Modells zufrieden
Interview Geschäftsführer Arne Dorando über neue Angebote.
Arne Dorando: Die Heizsaison hat später eingesetzt als sonst. Die Verbräuche im warmen September und Oktober waren niedrig, weil die Temperaturen noch länger in den Herbst herein bei 20 Grad lagen. Die bisherigen Prognosen für den Winter sind auch eher zu warm. Aber normalerweise hält sich das über die Jahre hinweg auch die Waage. Hier in Wülfrath haben wir wesentlich mehr Heizgas als Produktionsgas. Daher sind wir – auf den Gasabsatz bezogen – die Wetterabhängigkeit auch ein bisschen gewohnt. Außerdem haben die Stadtwerke ja auch mehrere Standbeine, wie zum Beispiel Wasser und unsere neuen Dienstleistungsangebote, und sind daher nicht nur vom Gasabsatz abhängig.
Seit wenigen Monaten bieten die Stadtwerke auch Öko-Gas an. Wie groß ist die Nachfrage von privaten Haushalten?
Dorando: Wir haben vereinzelte Anfragen, aber es könnte mehr sein. Auch ist es so, dass das Interesse aus dem gewerblichen Bereich größer ist als aus privaten Haushalten.
Woran liegt das?
Dorando: Viele Menschen denken vielleicht, dass sie mit der EEG-Abgabe auf Strom schon genug für die Energiewende tun. Das könnte ein Punkt sein. Außerdem muss man auch sagen, dass es beim Öko-Gas einen Aufpreis gibt. Das sind 0,2 Cent/kWh (brutto). Das ist nicht viel, kann aber ausschlaggebend sein. Wahrscheinlich ist der Bezug von Öko-Gas auch etwas, was sich langfristig etablieren muss und auch von Mund-zu-Mund-Propaganda vorangetrieben wird.
Zuletzt haben die Stadtwerke das Projekt „Photovoltaikanlage“ gestartet. Gab es schon viele Anfragen?
Dorando: Für uns ist es sensationell angelaufen. Wir haben bislang von sechs Firmen mit großen Dachflächen ernsthaftes Interesse. Dazu kommen 17 private Interessenten, die zumindest Vertrag und Angebot bekommen haben. Es gibt aber auch Fälle, in denen wir den Kunden leider eine negative Antwort geben müssen, weil zum Beispiel das Dach nach Norden geht oder die Kunden keine Eigentümer sind. Im ersten Fall ist ein PV-Dach unrentabel und im zweiten rechtlich nicht umzusetzen. Diese Fälle muss man dann leider aussortieren. Aber mit den umsetzbaren Projekten sind wir sehr zufrieden und auch sehr gut ausgelastet.
Muss sich ein Unternehmen heutzutage immer breiter aufstellen, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Dorando: Ja, definitiv, weil die Energieverbräuche in der Zukunft zurückgehen. Das heißt, wir werden in Zukunft ein schrumpfendes Stammgeschäft haben, weil Häuser und Anlagentechnik effizienter werden. Bei einem sehr energieeffizienten Neubau lohnt sich beispielsweise eine klassische Heizung oft nicht mehr, sondern es genügt eine Wärmepumpe. Beim Wasserverbrauch rechnen wir hingegen mit Stabilität. Trotzdem müssen wir als Stadtwerke Wülfrath sehen, dass wir Zukunftsfelder besetzen und diese sorgfältig auswählen. Wir sind nur ein kleines Werk und können nicht alles abdecken.
Daher müssen wir darauf achten, was sinnvoll ist und was die Kunden wünschen – sei es im Bereich Photovoltaik oder E-Mobilität in Form von Ladestationen. Und wenn die Angebote dann auch noch nützlich für Umwelt und Wülfrath sind, dann macht das viel Spaß. Was in Zukunft noch hinzukommt, können wir jetzt noch nicht sagen. Unsere jetzigen Angebote sind ja noch sehr neu und müssen sich erst einmal etablieren.