Das Traditionscafé Terstappen macht zu

Mehr als sechs Jahrzehnte gab es das Lokal am Kirchplatz in Kaldenkirchen. Ein neuer Betreiber will nach dem Umbau dort weitermachen.

Foto: Jörg Knappe

Kaldenkirchen. Am 31. August ist Schluss. Dann schließt das Café Terstappen nach 64 Jahren, und damit die letzte von ehemals elf Konditoreien in Kaldenkirchen. Seit der Eröffnung war das Café am Kirchplatz ansässig. Seit 1990 in zweiter Generation führen es derzeit noch Leo Terstappen (64) und seine Frau Stephanie (61).

„Wir sind schon ein wenig im Umzug begriffen“, sagt Leo Terstappen. „Direkt nach dem letzten Tag, an dem wir geöffnet haben, räumen wir aus, danach kommt der Mann mit dem Hammer.“ Nach einem Umbau wird das Café am 22. September wiedereröffnet, unter dem Namen Oomen. „Es war uns wichtig, dass ein familiengeführter Betrieb übernimmt, bei dem die Anzahl der Cafés noch überschaubar ist“, sagt Terstappen. Dies sei auch für die Stammkunden wichtig. „Wir haben viele Rückmeldungen auf die Schließung erhalten, viele meinen, wir sollten weitermachen, aber das geht leider nicht“, sagt Terstappen.

Der Bäcker und Konditor wollte eigentlich zum Dezember 2019 schließen. Dann machte ein kaputter Ofen diese Planung zunichte. „Im Moment kann ich eingeschränkt arbeiten, habe nette Kollegen, die mir zuarbeiten. Aber der Ofen arbeitet nicht konstant in der gewünschten Qualität“, sagt der Inhaber. Zweimal wurde versucht, den Ofen zu reparieren, ohne Erfolg. Eine Instandsetzung würde einen fünfstelligen Betrag kosten. Doch dies ist anderthalb Jahre vor einem geplanten Betriebsschluss eine große Investition. „Daher ist die Schließung Ende des Monats die logische Folge“, sagt Terstappen. „Mit etwas mehr Vorlauf wäre es schöner gewesen, wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“ Gerade die für Bäckereien wichtige Weihnachtszeit würden sie nun verpassen. Durch die beschleunigte Schließung hatte das Paar auch noch keine Nachfolge geplant. Dann kam ihnen eine ortsansässige Maklerin zu Hilfe.

Nun wird das Objekt verkauft und kernsaniert, über der Backstube wird Wohnraum geschaffen. „Wir wohnen nur einen Kilometer entfernt, werden aber sicher in den ersten Tagen des Umbaus nicht hier vorbeigehen. Das wäre dann doch zu emotional, es war ja auch mein Elternhaus“, sagt Terstappen. Seine Frau ergänzt: „Mir fällt es auch schwer. Wir haben früher über dem Café gewohnt, unsere Kinder sind hier aufgewachsen.“

Die beiden Söhne hatten keine Ambitionen, den Betrieb zu übernehmen, haben sich beruflich anders orientiert. „Das ist heute ja schon schwierig, so einen Betrieb zu führen. Man weiß nicht, ob es so besser ist“, sagt Leo Terstappen. Im Laufe der Zeit habe sich die Anzahl der familiengeführten Bäckereien immer mehr verringert.

Pläne für die Zeit nach der Schließung haben beide noch nicht. „Für Hobbys hatte ich bislang keine Zeit“, sagt Stephanie Terstappen und lacht. Doch es gebe einen dreijährigen Enkelsohn. „Und vielleicht bald noch einen Enkel.“ Leo Terstappen möchte stundenweise bei einem Kollegen arbeiten. „Von 100 auf null kann ich nicht gehen, so ganz ohne die Arbeit in der Backstube kann ich es nicht.“ Eine kleine Pause wolle er sich aber schon gönnen, denn die vergangenen sechs Monate seien sehr nervenaufreibend gewesen.

Und was bleibt: „Die Erinnerung an viele nette Gäste, und gerade die Clübchen, die sich hier regelmäßig jede Woche getroffen haben“, sagt Stephanie Terstappen.