Tarifreform ab März Ab März greift die Tarifreform des VRR

Kreis Viersen · Schluss mit Kurzstrecke und 48-Stunden-Ticket: Durch die Tarifreform im VRR fallen viele Preis­stufen weg. Der Verbund erhofft sich für seine Kunden so eine klarere und intuitivere Nutzung.

Ab dem 1. März 2025 strafft und vereinfacht der VRR seine Tarifstrukturen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Für Fahrgäste, die ein Deutschlandticket besitzen, ändert sich mit der Tarifreform im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ab März nichts. Für alle anderen werden viele Strecken teurer. Der Verkehrsbund Rhein-Ruhr verkündet, die Neuausrichtung des Tarifs solle das Angebot für Fahrgäste „klarer und intuitiver“ gestalten. Doch besonders Menschen, die ihr Ticket nicht online oder am Handy kaufen, stehen damit vor neuen Herausforderungen.

Denn der VRR verkleinert sein Basissortiment. Gestrichen werden unter anderem die Kurzstrecke, das 48-Stunden-Ticket und das 10er-Ticket, auch Rabattmodelle für Firmen und Großkunden sowie Ergänzungsaufpreise zu den VRS- und AVV-Jobtickets sind ab dem 1. März nicht mehr verfügbar. Insgesamt entfallen von aktuell 650 verschiedenen Tickettypen 500. Zudem verringert sich die Zahl der Preisstufen von sieben auf drei.

Kostete die günstigste Preisstufe für Erwachsene bislang lediglich 2,20 Euro, werden jetzt mindestens 3,60 Euro pro Fahrt fällig. Zumindest, wenn man eine traditionelle Fahrkarte auf Papier kauft. Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland bauen zunehmend auf digitale Systeme – wie den elektronischen Tarif „eezy“ des VRR, den man per App nutzen kann.

Tarif eezy ist bei 58 Euro monatlich gedeckelt

Hier errechnet ein Ein- und Auschecksystem den Fahrpreis anhand der kürzesten Entfernung zwischen Start- und Zielhaltestelle. Besonders praktisch ist die Preisdeckelung: Kunden, die „eezy“ nutzen, zahlen nie mehr als 58 Euro im Monat (also so viel, wie das Deutschlandticket seit der Preiserhöhung Anfang des Jahres kostet). Ab dieser Grenze sind Fahrgäste den Rest des Monats kostenlos unterwegs.

„Mit dem Deutschlandticket und dem elektronischen Tarif ,eezy‘ hat sich der Kauf von Nahverkehrstickets immer mehr in digitale Verkaufskanäle verlagert“, so der VRR. „Bis zu 60 Prozent der Fahrgäste, die sich neu für ein Deutschlandticket-Abo entscheiden, wählen ein digitales Ticket via App. Diese Entwicklung möchten der VRR und die Verkehrsunternehmen im Zuge der Tarifreform weiter fördern.“ Doch nicht jeder Fahrgast hat ein Smartphone. Daher gebe es auch weiterhin die Möglichkeit, sein Ticket in den Verkaufscentern sowie an den Automaten an Bahnhöfen und Haltestellen zu kaufen.

Direkt beim Busfahrer geht das bereits seit dem 1. September in vielen Fällen nicht mehr. Dort gibt es seit einigen Monaten nur noch Tickets für Einzelfahrten zu kaufen, Vierer- und Tagestickets gibt es nur noch in der App, den Kundencentern und Verkaufsstellen. Damit möchte der VRR den Zeitaufwand für Verkauf und Beratung sowie die Zahlungsabwicklung in den Fahrzeugen reduzieren. Perspektivisch möchte der VRR es Fahrgästen ermöglichen, ihre Tickets auch in Bus und Bahn bargeldlos zu bezahlen.

Doch ganz gleich, ob Fahrgäste ihr Ticket in der App oder am Automaten kaufen, etwas teurer wurde es mit der Preisanpassung vom 1. Januar dieses Jahres für alle. Die Preise im VRR-Verbundtarif stiegen um durchschnittlich 5,5 Prozent, auch, wenn lediglich 23 Prozent der Ticketumsätze betroffen sind. „Mit der Erhöhung der Ticketpreise reagiert der Verbund auf die erhöhten Verbraucherpreise und die kontinuierlich steigenden Kosten für Personal und Energie“, erklärt der VRR-Verwaltungsrat seine Entscheidung. Auch die Kosten der Antriebswende sollen demnach bei der Verkehrsunternehmen zu Buche schlagen – insbesondere seit der Kürzung von Fördermitteln für E-Busse durch den Bund.

„Der Finanzierungsbedarf im Nahverkehr ist enorm“, sagt Oliver Wittke, Vorstandssprecher des VRR. „Um das Nahverkehrsangebot in den Städten und Kreisen überhaupt aufrechterhalten zu können, sind die kommunalen Verkehrsbetriebe auf zusätzliche Finanzmittel angewiesen. Hierzu leistet die Tariferhöhung einen kleinen, wenn auch bei weitem nicht ausreichenden Beitrag.“ Zum Jahresbeginn ist auch das Deutschlandticket teurer geworden. Es kostet jetzt statt 49 Euro im Monat 58 Euro. Damit soll die Finanzierung langfristig gesichert werden.