Amtsleiter tritt gegen seinen Chef an
Volkmar Josten bringt sich als Kandidat für die Wahl ins Rennen.
Grefrath. Im Rennen um das Bürgermeisteramt gibt es einen neuen Teilnehmer: Sozialamtsleiter Volkmar Josten plant eine Kandidatur für die Wahl am 13. September. „Ja, ich möchte gerne Bürgermeister werden“, sagte der 55-Jährige auf Anfrage der WZ. Damit wird Josten gegen seinen eigenen Chef antreten: Amtsinhaber Manfred Lommetz hatte bereits angekündigt, dass er eine weitere Legislaturperiode als Verwaltungschef anstrebt.
„Es ist so, dass ich viele eigene Ideen für Grefrath habe, die ich nur als Bürgermeister verwirklichen kann“, erklärt Volkmar Josten seine Beweggründe. Das Verhältnis im Grefrather Rathaus zu Bürgermeister Lommetz sei gut. Er habe seinen Vorgesetzten am Dienstag über den Schritt informiert.
Josten, der in Vorst wohnt, ist seit 1992 für die Gemeindeverwaltung tätig. Leiter des Sozialamtes ist er seit 2003. Chancen bei den Wahlberechtigten dürfte er sich vor allem im Ortsteil Oedt ausrechnen. Dort arbeitet er seit einigen Jahren bei der Interessengemeinschaft „Perspektiven für Oedt“ mit.
Unklar ist nach Angaben von Josten, ob er als eigenständiger Kandidat ins Rennen geht, oder ob er von einer Partei nominiert wird. „Ich habe Gespräche mit der CDU geführt“, so der parteilose Tönisvorster. Weitere sollen folgen. Dann werde man sehen, ob die Ideen der Christdemokraten mit denen Jostens zusammenpassen. In die Partei eintreten wird er aber wohl nicht. Das ließ er am Dienstag gegenüber der WZ durchblicken. SPD und Grüne hatten bereits dem ebenfalls parteilosen Manfred Lommetz ihre Unterstützung zugesagt. Von der FDP gibt es bislang keine Regung im Kandidaten-Karussell.
„Herr Josten ist mit seinen Plänen auf uns zugekommen“, bestätigte am Dienstag die CDU-Vorsitzende Kirsten Peters. Sie machte aber ebenfalls deutlich, dass die Christdemokraten selbst mehrere Interessenten für eine Kandidatur haben. Dazu gehören die Vorsitzende selbst und der Grefrather Ratsherr Christian Kappenhagen (die WZ berichtete). Außerdem erfuhr die WZ aus Kreisen der Partei, dass auch der Oedter Ratsherr Dietmar Maus weiterhin nicht abgeneigt ist, Bürgermeister zu werden.
„Ich werde den Vorstand bei einer Sitzung am 21. Februar über die Anfrage von Herrn Josten informieren“, so Kirsten Peters. An diesem Abend soll auch über andere Namen gesprochen werden. Danach möchte der Vorstand seinen Mitgliedern einen oder mehrere Vorschläge für eine Versammlung im März machen. Andere Mitglieder der Partei hielten es am Dienstag im WZ-Gespräch für unwahrscheinlich, dass Josten bei der CDU Chancen hat.
Der Sozialamtsleiter machte deutlich, dass er auch ohne Parteiunterstützung in den Wahlkampf ziehen möchte: „Die Unterlagen für einen Kandidatur-Antrag habe ich im Büro.“ Solch einen Antrag muss er bis zum 28. Juli bei den zuständigen Behörden einreichen — versehen mit mindestens 170 Unterschriften von Wahlberechtigten pro Josten.
Dieses Verfahren hatte auch Lommetz vor sechs Jahren vor seiner Kandidatur durchlaufen. Und was sagt der Verwaltungschef zu den Plänen „seines“ Amtsleiters? „Ich habe mit Herrn Josten gesprochen und ihm gesagt, dass ich mir eine frühzeitige Information gewünscht hätte“, sagte Lommetz . So habe er über die Medien von der Nachricht erfahren.
„Prinzipiell habe ich aber kein Problem mit seiner Kandidatur“, so der Bürgermeister, der nach eigenen Angaben gut mit Volkmar Josten zusammenarbeitet. „Ich schätze ihn. Er ist ein guter Sozialamtsleiter.“ Manfred Lommetz machte augenzwinkernd aber keinen Hehl daraus, dass er sich die derzeitige Konstellation zwischen ihm und Josten „auch für sechs weitere Jahre gut vorstellen kann“.