Kempen Anlaufstelle bei Flüchtlingen kaum bekannt
Jobcenter und Arbeitsagentur bieten für Flüchtlinge einen besonderen Service — doch kaum einer weiß davon.
Kempen/Kreis Viersen. Die Idee ist ohne Zweifel gut: Mit einem sogenannten Integration Point möchten Jobcenter und Arbeitsagentur im Kreis Viersen eine besondere Anlaufstelle für Flüchtlinge bieten, um sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Speziell geschulte Mitarbeiter sollen den Asylsuchenden Zugang zu Jobs verschaffen.
Seit Anfang Januar wird in Krefeld und im Kreis Viersen die Idee umgesetzt. Und das läuft nach Ansicht von Monika Schütz-Madré alles andere als rund. „Die Flüchtlinge wissen gar nichts von dieser Möglichkeit. Die ohne Frage gute und wichtige Unterstützung kommt also gar nicht bei den Menschen an“, sagt die Kempenerin, die für die Grünen im Stadtrat sitzt und sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiert.
Hauptgrund für den „schleppenden Start“ ist aus Sicht von Schütz-Madré die Arbeitsweise der Arbeitsagentur. „Die Mitarbeiter haben eine Anweisung, dass sie nicht in die Unterkünfte kommen dürfen, um zu Flüchtlingen Kontakt aufzunehmen“, sagt die Ehrenamtlerin. Vielmehr warteten die Mitarbeiter im Viersener Jobcenter an der Remigiusstraße und in der Krefelder Arbeitsagentur darauf, dass die Flüchtlinge zu ihnen kommen. „Aber wie sollen die Menschen das in einem fremden Land wissen oder verstehen? Vor allem, weil sie doch noch nicht so gut Deutsch sprechen“, sagt Schütz-Madré.
Die Kempenerin hat nun selbst die Initiative ergriffen. Flüchtlingen mit Bleiberechtsperspektive aus den Herkunftsländern Syrien, Irak, Iran und Eritrea hilft sie dabei, das Angebot der Arbeitsagentur zu nutzen. Einige Termine habe sie schon vermittelt beziehungsweise selbst mit Flüchtlingen gemeinsam wahrgenommen. „Das sind kleine Erfolge. Aber aus meiner Sicht kann es nicht richtig sein, dass Ehrenamtler die Flüchtlinge quasi zur Arbeitsagentur bringen“, sagt Schütz-Madré.
Auf verschiedenen politischen Ebenen habe sie das Problem im Kreis Viersen angesprochen. Und dabei festgestellt, dass das Angebot der Arbeitsagentur in der Tat nicht bei vielen bekannt ist. „Zum Beispiel wussten die Kollegen in anderen Stadtverbänden der Grünen nichts davon“, sagt Schütz-Madré. Aus ihrer Sicht müssen Kommunen und alle Parteien dafür sorgen, dass das Projekt bekannter wird. „Aber vor allem die Arbeitsagentur selbst muss mehr tun.“
Das Engagement von Monika Schütz-Madré kann der Leiter der Arbeitsagentur Krefeld/Kreis Viersen, Dirk Strangfeld, nur begrüßen. „Es ist wichtig, dass zum Beispiel immer mehr Ehrenamtler davon erfahren“, sagt er auf Anfrage der WZ.
An der Praxis, dass „seine“ Mitarbeiter nicht in die Unterkünfte gehen, will Strangfeld jedoch nichts ändern: „Ich halte es nicht für zielführend, in die Flüchtlingsunterkünfte zu gehen.“ Die Arbeitsagentur wolle vor Ort keine Unruhe stiften. „Schließlich richtet sich unser Angebot ausschließlich an Menschen mit Bleiberechtsperspektive“, sagt Strangfeld. Andere Asylsuchende, zum Beispiel aus den sogenannten sicheren Herkunftsländern vom Balkan, könnten dies missverstehen, so der Leiter der Agentur.
Um den „Integration Point“ bekannter zu machen, setzt Strangfeld vielmehr auf die Zusammenarbeit mit den örtlichen Sozialämtern. „Dort bilden wir ein Netzwerk“, sagt der Agenturleiter. Mit den einzelnen Kommunen habe man bereits „Pakete geschnürt“, um die Daten der infrage kommenden Flüchtlinge zu bekommen — und um Termine zu vereinbaren. Strangfeld: „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Integration Point so noch besser verankern können.“