Bahn-Chaos in Kempen: Viele schauen in die Röhre

Weil die DB zu kleine Züge einsetzt, kommen zig Berufspendler erst gar nicht in den Waggon.

Kempen. Seit Tagen gibt es allmorgendlich am Kempener Bahnhof wieder tumultartige Szenen, wenn Berufspendler in proppenvolle Züge drängen. Gestern früh der vorläufige Höhepunkt in dieser unrühmlichen Entwicklung.

Als der Regional-Express RE10 um 6.13 Uhr aus Geldern in Richtung Düsseldorf einrollte, hatte die Bahn mal wieder nur eine Zug-Einheit zur Verfügung gestellt. "Viele blieben zurück, die Nerven lagen blank", schildert der Kempener Udo Roppes die Zustände.

Der 45-jährige Reiseverkehrskaufmann ist seit sieben Jahren bei seiner täglichen Fahrt ins Rewe-Büro nach Köln auf ein funktionierendes Bahnsystem angewiesen- wie viele andere auch.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Fahrgastverband "ProBahn" die Verkehrsgesellschaft aufgefordert, die Anzahl der Waggons aufzustocken. "In den Stoßzeiten muss mindestens mit drei Zug-Einheiten gefahren werden", so Pro-Bahn-Sprecher Klaus Hegmanns. Die Bahn hatte die geringe Zahl mit technischen Problemen und Reparaturen begründet.

Was Udo Roppes die Zornröte besonders ins Gesicht treibt: In Gegenrichtung nach Kleve hatte die Bahn drei Zug-Einheiten zur Verfügung gestellt, "obwohl gestern früh zu diesem Zeitpunkt keine 20 Leute in diesem Zug saßen". Das sei der blanke Hohn gegenüber den zig Berufstätigen, die sich Richtung Düsseldorf/Köln von Kempen aus auf dem Schienenweg bewegen müssten.

Was Roppes auch wurmt: die unzureichende Information am Kempener Bahnsteig. "Zumindest könnte man den Schrankenwärter am Bahnhof eine Nachricht zukommen lassen, um künftig solche Situationen zu entspannen."

Nicht auszudenken, überlegt Roppes, wenn in einem derart überfüllten Zug mal ein Notfall passiert. "Es kann doch nicht sein, dass es seit Tagen ständig zu Problemen mit dem RE10 kommt."

Das letzte Mal, dass es am Kempener Bahnhof zu ähnlichen Tumulten aufgrund von Pannen und zu kleiner Züge gegeben hatte, war im Winter 2005.