Bauerfeind: Sozialplan festgezurrt

Die 210 Mitarbeiter bekommen eine Abfindung und werden befristet von einer Transfergesellschaft angestellt.

Kempen. "Es waren harte Verhandlungen", sagt Dagmar Redelings, Betriebsratsvorsitzende der Firma Bauerfeind. "Jetzt steht der Sozialplan für die 210 Kempener Mitarbeiter." Wie im Juli angekündigt, verlässt der Hersteller von orthopädischen Bandagen und Einlagen die Thomasstadt. Die Produktion orthopädischer Hilfsmittel wird künftig am Hauptsitz in Zeulenroda (Thüringen) konzentriert.

Die Geschäftsführung hat sich mit dem Betriebsrat auf Abfindungen für die Mitarbeiter geeinigt. "Diese richten sich nach Gehalt, Betriebsangehörigkeit und Lebensalter der Mitarbeiter", erklärt Redelings.

"Je länger jemand im Betrieb ist, desto höher fällt seine Abfindung aus." Wenn man zehn Jahre im Betrieb ist, erhalte man etwa 20.000 Euro.

Außerdem wird eine so genannte Transfergesellschaft gegründet. "Die Gesellschaft zahlt für maximal zehn Monate 80 Prozent des Bauerfeind-Gehaltes an die Mitarbeiter", sagt Dagmar Redelings.

Die Dauer der Zahlungen richte sich nach der Formel "Kündigungsfrist mal zwei". "Jemand, der einen Arbeitsvertrag mit viermonatiger Kündigungsfrist hat, bekommt acht Monate lang ein Gehalt von der Transfergesellschaft." Die Kosten der Gesellschaft tragen das Unternehmen zu 80 und die Agentur für Arbeit zu 20Prozent.

Die Bezüge der Transfergesellschaft laufen ab 1.April. Bis dahin geht die Produktion im Werk an der Arnoldstraße noch weiter. Ursprünglich sollte dort schon am 31.Dezember Schluss sein. "Dieses Ziel konnte die Geschäftsführung nicht erreichen. Der Umzug dauert länger ", so die Betriebsratschefin.

Derzeit seien Bauerfeind-Kollegen aus Thüringen in Kempen, um sich Maschinen anzusehen und teilweise abzubauen. "Es gibt schon Lücken in den Produktionshallen", sagt Redelings. Unter anderem deshalb sei die Stimmung in der Belegschaft gedrückt. "Man geht mit jeder Menge Wehmut zur Arbeit. Viele haben hier 20 Jahre und länger gearbeitet, das steckt man nicht so einfach weg."

Die Mitarbeiter würden zwar in der Transfergesellschaft aufgefangen und "gewinnen Zeit, sich einen neuen Job zu suchen". Die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt dürften aber für die meisten der 210 Angestellten schlecht sein. "Wir haben eine Altersstruktur von 45 aufwärts. Da wird es schon schwierig", prognostiziert Redelings.

Maßlos enttäuscht ist sie immer noch von Firmenchef Hans Bruno Bauerfeind: "Kein Anruf, kein Brief an die Mitarbeiter. Das Schicksal der Menschen interessiert ihn nicht."