Grefrath „Das Heimatmuseum muss erhalten bleiben“
Um die Zukunft des Oedter Rathauses und der Aktivitäten im Inneren ging es bei der Rollenden Redaktion in Grefrath.
Grefrath/Oedt. Besonders die Oedter interessiert das Thema Rathaus. Das wurde beim WZ-Mobil am Donnerstagvormittag auf dem Grefrather Markt sehr deutlich. Kein Wunder, denn bei den Planungen zu Erweiterung und Sanierung des Grefrather Rathauses steht auch ein Verkauf des Oedter Rathauses und eines benachbarten Hauses zur Diskussion.
Und das betrifft besonders den Heimatverein Oedt, der Archiv und Heimatmuseum in der Villa betreibt, die 1896 als Wohnsitz des Fabrikanten Dietrich Girmes erbaut wurde und unter Denkmalschutz steht, sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das im Nachbarhaus untergebracht ist.
Karl Willmen, der Vorsitzende des Heimatvereins, zitiert Johann Gottfried Herder: „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss“, hat der berühmte Philosoph der Nachwelt hinterlassen. Für Willmen steht fest: „Die Girmes-Villa ist ein wesentlicher Bestandteil der Oedter und Grefrather Geschichte.“ Demzufolge der richtige Ort für das Heimatmuseum, das Willmen als „Gedächtnis der Gemeinde“ bezeichnet. Viele wüssten gar nicht, dass es in der Remise noch zehn Archiv-Räume mit Unterlagen gebe, betont Willmen. „Da kann man nicht einfach sagen: ,Ihr müsst umziehen’.“ Ein solches Vorhaben der Gemeinde würde den Verein mit seinen knapp 600 Mitgliedern „vor große Probleme stellen“. Der Verein würde es daher sehr begrüßen, wenn man eine andere Lösung finden würde. Karl Willmen lud in diesem Zusammenhang alle Ratsmitglieder ein, an diesem Wochenende die Sonderausstellung zu besuchen und das Museum kennenzulernen.
Auch Heinz Panzer vom Heimatverein sieht einen möglichen Verkauf kritisch und wünscht sich, dass alles so bleibt, wie es ist. „So etwas verkauft man nicht.“ Einen so schönen Ratssaal gebe es nicht noch einmal im Kreis Viersen. Es stecke viel Geschichte darin — und ein anerkanntes Museum. Viele Oedter würden sich zudem ärgern, dass wieder ihr Ortsteil herhalten müsse.
Christian Kappenhagen betont als 1. Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Grefrath für seinen Verein: „Im Nebengebäude zum Oedter Rathaus ist auch die DRK-Unterkunft untergebracht. Dort finden Jugendgruppenstunden, Schulungen und Vorstandssitzungen statt. Außerdem werden Materialien gelagert, die in der unbeheizten und feuchten Fahrzeughalle in der NATO-Kaserne nicht untergebracht werden können. Ein Verkauf des Gebäudes durch die Gemeinde wäre für eine ehrenamtliche Hilfsorganisation wie das DRK eine schwierige Situation. Dennoch werden wir die Überlegungen konstruktiv begleiten und mit der Verwaltung nach Lösungen suchen.“
Der Oedter Georg Fasselt hält die Rechnung von Kämmerer Wolfgang Rive, den Verkaufserlös des Oedter Rathauses in eine Sanierung und Erweiterung des Grefrather Verwaltungssitzes zu stecken, nicht für realistisch. „Wir müssten den Heimatverein und das DRK genauso großzügig behandeln wie andere Vereine, die umziehen mussten“, so Fasselt. Die Kosten dafür würden den Verkaufserlös sicher gleich wieder verschlingen. Für das Grefrather Rathaus bliebe dann nichts mehr übrig.
Dazu beschäftigt auch viele Oedter, dass es dann keine Anlaufstelle der Verwaltung für Bürger mehr in ihrem Ortsteil geben könnte. Gerade für die älteren Bürger sei das aber dringend notwendig — diese müssten sonst mit dem Bus nach Grefrath fahren, sagt die Oedterin Renate Mombers, die auch den schönen Ratssaal und die Anlage um das Haus schätzt. Ihr wäre am liebsten, wenn die Bürgeranlaufstelle auch im Oedter Rathaus bliebe.
„Eine Verwaltungsstelle sollte in Oedt erhalten bleiben“, sagt auch CDU-Chef Dietmar Maus, der zum WZ-Mobil gekommen war. Aber die müsse nicht unbedingt in diesem Gebäude sein. „Es ist eine intelligente und zukunftsweisende Lösung gefordert“, so Maus.
Eine „aus Oedt stammende“ Grefratherin vertritt die Meinung, dass das Museum erhalten bleibe müsse — „egal wo“. Sie schlägt einen Neubau an der Burg Uda vor. Dieselbe Idee hat Waltraud Haefs: „Dann wäre doch alles schön zusammen.“ Der Heimatverein kümmert sich um das bekannte Bauwerk. Das Museum soll bleiben, findet Toni Raeth. „Aber die machen ja sowieso, was sie wollen.“
Eine Grefratherin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, schlägt vor, doch gleich die gesamte Verwaltung in Oedt zu konzentrieren. „Das Grefrather Rathaus ist doch ein Schandfleck. Hier würde ich nicht heiraten wollen, da würde ich mich schämen.“
Manfred Wolfers schrieb seine Meinung per E-Mail. Er hatte erwartet, dass die alten, für Menschen nicht mehr nutzbaren Pavillons hinter dem Rathaus verschwinden um einem Anbau (barrierefrei) zu weichen. „Der Mitteltrakt könnte, energetisch auf Vordermann gebracht, weiter genutzt werden. Ein Blick in die Schubladen wäre sicherlich hilfreich.“
„Die hätten das bei Johnson Controls machen sollen“, sagt eine Grefratherin. Das hätte in der Mitte gelegen — und Grefrather und Oedter hätten den Weg auf sich nehmen müssen.