Kempen Im Flüchtlingsheim bleiben die Betten leer
Die neue Unterkunft im Gewerbegebiet musste bislang nicht genutzt werden. Die Zahl der Flüchtlinge nimmt in Kempen leicht ab.
Kempen. Still ist es an der Jakob-Peter-Busch-Straße 2. Der Flachbau im Kempener Gewerbegebiet in Nachbarschaft zum Raiffeisen-Markt ist menschenleer. Gelegentlich schaut ein Hausmeister der Stadt nach dem Rechten. Er lüftet die Räume und betätigt mal die Wasserspülungen.
150 Menschen könnten auf der Bruttogrundfläche von 1500 Quadratmetern Platz finden. Sogar 200 Belegungsplätze wären möglich. Dafür hat die Stadt das Gebäude von der Volksbank gekauft und umgebaut. Zum Kaufpreis machte die Stadt keine Angaben.
Ende Januar stellten Bürgermeister Volker Rübo und weitere Vertreter der Verwaltung die neue Flüchtlingsunterkunft der Öffentlichkeit vor. Spätestens Anfang März, so hieß es damals, soll der Flachbau die ersten Asylbewerber aufnehmen. Doch bislang ist kein einziges der Stockbetten belegt.
Der Grund: Die Zahl der Flüchtlinge, die nach Kempen kommen, stagniert nach Angaben der Stadtverwaltung. Es sei sogar ein „leichter Abbau“ zu verzeichnen. Zuletzt, am Donnerstag, mussten gerade einmal zwei Iraner untergebracht werden — im vergangenen Herbst kamen dagegen bis zu 30 Menschen pro Woche.
Doch die Stadt will weiterhin vorbereitet sein: Wie es in der Flüchtlingsfrage weitergehe, wisse man nicht, sagt der für das Thema zuständige Sozialamtsleiter Theo van Treeck im Gespräch mit der WZ. Nach seinen Angaben werden derzeit rund 350 Flüchtlinge und Asylbewerber in den Unterkünften in Kempen, St. Hubert und Tönisberg betreut. Das ist zugleich die bisherige Maximalzahl.
Zusammen mit dem Standort im Gewerbegebiet liegt die Kapazität bei rund 500 Menschen. „Mit dem ehemaligen Volksbank-Bau haben wir genügend Puffer geschaffen“, erklärt van Treeck. „Wenn jetzt ein Anruf käme, könnten wir diese Unterkunft sofort belegen. Dafür müsste nur das eine oder andere Bettzeug herangeschafft werden.“
Grob gesprochen gibt es eine Zweiteilung: Während im vorderen Teil, der an der Straße liegt, ehemalige Büroräume vergleichsweise schnell zu Schlafstätten umfunktioniert werden konnten, mussten für die hinten liegende Halle Messebauer beauftragt werden: Mittels nach oben offenen Stellwänden schufen diese sogenannte Waben, die für ein Minimum an Privatsphäre sorgen sollen.
Die Stadt besorgte Stockbetten und Spinde und ließ den Elektro-Hausanschluss verstärken — unter anderem für den Betrieb der neun Wäschetrockner, die auf neun Waschmaschinen stehen. Auch die Herde in den Küchen brauchen Energie. Brandschutzmaßnahmen waren erforderlich. Der Kostenstand für Baumaßnahmen wurden Ende Januar mit etwa 170 000 Euro angegeben.
Insgesamt verfügt die Stadt momentan über sieben Unterkünfte. Das größte Objekt steht an der Peter-Jakob-Busch-Straße, das kleinste hat die Adresse Buttermarkt 4 (an der früheren Heilig-Geist-Kapelle). Hinzu kommen knapp 20 private Wohnungen, in denen etwa 50 Menschen untergebracht sind.