Dorenburg: Grundstein für das 21. Gebäude

Ein besonderes Projekt: Mit Hilfe von zwei Behinderten wird eine Arme-Leute-Kate wieder aufgebaut.

Bei der Grundsteinlegung auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums griff auch Landrat Peter Ottmann (l.) zur Maurerkelle.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Grefrath. So langsam nimmt das 21. Haus des Niederrheinischen Freilichtmuseums Gestalt an. Zwischen Kornbrennerei und Hofanlage Hagen entsteht in der nordöstlichen Ecke des Geländes die „Miertz-Kate“. Am Donnerstag gab es den nächsten Schritt: An dem Arme-Leute-Haus wurde der Grundstein gelegt. Das Besondere an dem Projekt: Am Aufbau sind unter der Anleitung des Restaurators Antonius Kiwall auch zwei Behinderte beteiligt.

Anschließend gab es ein Gruppenfoto vor dem Fachwerk.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Ursprünglich stand das Haus rund sechs Kilometer von der Dorenburg entfernt, an der Wankumer Landstraße bei Vinkrath. Die letzten Besitzer, Familie Miertz, haben dem Museum ihre Bleibe vermacht. Danach wurde diese in ihre Einzelteile zerlegt. Anfang 2011 kamen die Steine, Dachziegel und Balken, auf Paletten gestapelt, auf dem Dorenburg-Gelände an — ein Puzzle im Großformat.

Foto: Kurt Lübke

Wie alt die Kate genau ist, kann nicht mehr zurückverfolgt werden. „Sie tauchte 1764 erstmals im Kataster auf“, hat Museums-Leiterin Anke Wielebski herausgefunden. Doch Restaurator Kiwall geht davon aus, dass Teile noch älter sind: „Die Ursprünge des Fachwerks liegen sicherlich mehrere Jahrhunderte zurück.“

Foto: Kreis Viersen

Als das Gebäude vor vier Jahren am ursprünglichen Standort mit großer Vorsicht abgebaut wurde, kamen auch Balken und Eisenteile aus anderen Häusern zu Tage. Und es stellte sich heraus, dass es im Laufe der Jahrhunderte mindestens 50 An- und Umbauten gegeben haben muss. Bewohnt wurde es von Tagelöhnern, Webern und Ackerern. Deshalb soll in der Kate eine Dauerausstellung über Armut früher und heute gezeigt werden.

Aber bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Denn der Wiederaufbau ist auch Teil des Museumsbetriebs — die Besucher sollen erleben können, wie das Gebäude im Laufe der Zeit Kontur annimmt. Und sie sollen sehen, wie früher gebaut wurde. Nämlich mit Senklot, Knotenschnur, Maurerzirkel. Und mit Hilfe von Gerüstböcken. Die bauen derzeit Michael Vreydal (42) aus Oedt und Christoph Scheler (19) aus St. Hubert. Die beiden Behinderten werden vom Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) und der Eltern-Initiative „Kindertraum“ betreut.

Dass sie überhaupt beim Aufbau der „Miertz-Kate“ Hand anlegen können, haben sie der Provinzial-Versicherung zu verdanken. Deren Kultur- und Sozialstiftung gibt 18.400 Euro für das Projekt. „Denn der Kreis Viersen muss sparen. Deshalb brauchen wir Hilfe“, begrüßte Landrat Peter Ottmann die Unterstützung.

Einen genauen Zeitplan, wann das Gebäude fertig sein soll, hat Antonius Kiwall nicht. Aber ein Ziel hat er: „Bis zum Winter soll es dicht sein. Doch der Innenausbau wird gut ins nächste Jahr gehen.“ Es ist also durchaus wörtlich zu nehmen, dass das 21. Haus des Niederrheinischen Freilichtmuseum langsam Gestalt annimmt...