Oedt Ein Spektakel der Superlative in Oedt

Die Karnevalsgesellschaft Narrenzunft Kempen veranstaltete in der Albert-Mooren-Halle das Niederrheinische Garde- und Schautanzfestival.

Oedt. Es war ein Spektakel der Superlative: Das 12. Niederrheinische Garde- und Schautanzfestival in der Albert-Mooren-Halle dauerte etwa 14 Stunden. 49 Vereine führten rund 125 Tänze auf. Die erfolgreichsten Teilnehmer aus dem Kreis Viersen waren die Mitglieder der Tanzsportgemeinschaft „Alles det met“ aus Kaldenkirchen: Sie holte zwei zweite und drei dritte Plätze. Zur besten Tänzerin des Tages wurde Julia Plötz von der Prinzengarde Erkelenz gekürt.

Foto: Friedhelm Reimann

Schmucke Gardetänzerinnen, die vor dem Eingang zur Albert-Mooren-Halle letzte Dehn- und Lockerungsübungen machten, ließen erahnen, was da in der Halle abging: Es war kein Platz mehr frei, auf der Bühne ging es Schlag auf Schlag. Bald schon bildete sich eine bunt-glitzernde Menge, die regungslos auf die Durchsagen der Moderatorinnen Judith van de Rydt und Christine Brecl wartete. Je höher die Platzierung, umso lauter die Jubelrufe aus dem Publikum. Eltern zückten ihre Handys, wenn die Kinder einen Pokal überreicht bekamen. Die Nachwuchs vom Tanzsportverein waren glücklich: „Vier Tänze — vier Pokale, was will man mehr?“

Auch Organisator Norbert van de Rydt, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Narrenzunft Kempen, die das Festival mit dem Garde- und Schautanzsportverband Nordrhein-Westfalen organisierte und präsentierte, war zufrieden: „Wir hatten zwar schon mal rund zehn Tänze mehr, aber das war einfach zu viel.“ Der 55-Jährige war auch aufgeregt, schließlich musste er nicht nur organisieren, sondern auch selber tanzen — als Mitglied des Männerballetts „Schneeflocken reloaded“ bewegte er sich am Nachmittag zur Musik der Blues Brothers. Es sollte nur zu einer mittelmäßigen Platzierung reichen, aber die Gruppe war durch drei Ausfälle geschwächt.

Oedt war für viele bewegungsfreudige Menschen eine Reise wert: Das Ruhrgebiet war stark vertreten. Aber es kamen auch Teilnehmer von noch weiter weg wie die „Tanzgruppe des Verkehrsvereins Kirchberg“ im Hunsrück oder die „Karnevalspolizei“ aus dem belgischen Raeren bei Aachen.

Die Tänzerinnen und Tänzer blieben zwar von ernsthaften Verletzungen verschont, aber der Sanitätsdienst hatte eindeutig mehr zu tun als in den Vorjahren. Jeder Schritt, jede Bewegung musste sitzen. Die Preisrichter hatten von der Loge aus alles bestens im Blick. Die jeweils beste und schlechteste Bewertung wurde gestrichen, für das Ergebnis zählten also nur die mittleren Bewertungen. Arnd Bachmann und Stephanie Eichholz hatten Premiere als Ergebnisberechner — sie machten ihre Sache gut.

Wer glaubt, junge Leute bewegten sich nur ungern, wurde in der Albert-Mooren-Halle eines besseren belehrt: Von 9 bis 16 Uhr tanzten ausschließlich Kinder und Jugendliche. Norbert van de Rydt erkannte schnell: „Retro ist bei den Kostümen angesagt, die Dreispitz-Hüte kommen wieder in Mode.“

Je später der Tag, desto älter die Tänzer, darunter Hochkaräter wie die „Rheinstars Düsseldorf“, die schon mal Vize-Europameister waren. Zu denen, die den Siegern gratulierten, gehörte das Prinzenpaar Rainer I. und Angelika I. Pasch von der Karnevalsgesellschaft Narrenzunft Kempen. Es war einer ihrer ersten Auftritte nach ihrer Proklamation. Egal, ob Gardetanz mit oder ohne Hebefiguren oder Schautanz, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene tanzten: Sehenswert war das, was auf der Bühne gezeigt wurde, allemal.

Insgesamt traten rund 750 Tänzer auf. Es kamen gut 1200 Zuschauer. „Engel Hedwich“ aus Schwalmtal legte eine Showeinlage aufs Parkett und wurde Ehrenmitglied der Narrenzunft Kempen.