Erforscher des Terrorismus

Nach Anschlägen klingelt bei ihm das Telefon: Rolf Tophoven ist auch mit 78 Jahren noch ein gefragter Ansprechpartner für die Medien.

Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath. An der Wand hängen viele Souvenirs — unter anderem das Modell eines Helmes der Anti-Terror-Einheit GSG 9. Die Regale sind voller Bücher, von denen die meisten mit die Themen Terrorismus und Guerilla behandeln. Auf dem Schreibtisch liegen jede Menge Papiere, die Rolf Tophoven noch bearbeiten muss.

Der Grefrather ist auch heute mit 78 Jahren noch als Terrorismusexperte gefragt. Das hat sich gerade erst am 13. November wieder gezeigt, dem Tag der Anschläge von Paris. „Am selben Abend, gegen 23.30 Uhr, klingelte bei mir das Telefon. Es war die erste Anfrage für ein Interview“, erinnert sich Tophoven, der in Grefrath aufgewachsen ist. Die nächsten Tage waren turbulent. Es gab jede Menge Interview-Anfragen von Fernseh- und Rundfunkanstalten.

Tophoven beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit dem Terrorismus und dem Phänomen der Guerilla. Sein Interesse für diese Themen wurde schon während seines Studiums an der Uni Münster geweckt. Dort studierte er Germanistik und Geschichte — unter anderem auch Militärgeschichte und Guerillakriegsführung.

Tophoven wurde Lehrer und unterrichtete mehr als 30 Jahre am Hugo-Junkers-Gymnasium in Rheydt. Mit dem Terrorismus beschäftigte er sich anfangs in seiner Freizeit. Da kam es auch schon mal vor, dass er morgens in aller Frühe zu einem Interview nach Köln fuhr, aber pünktlich um acht zum Unterrichtsbeginn wieder in Rheydt war. „Damals sprach mich ein Junge an, der mein Interview vom gleichen Morgen im Frühstücksfernsehen gesehen hatte“, erzählt Tophoven und schmunzelt.

Schon 1975 erschien sein erstes Buch, „Fedayin — Guerilla ohne Grenzen“. „Das haben die Terroristen damals in ihren Zellen gelesen“, sagt Tophoven. Schon vorher hatte er Kontakt zur Anti-Terror-Einheit GSG 9, die 1972 nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spiele von München gegründet worden war. „Ich habe dort Vorträge gehalten und sie publizistisch begleitet“, sagt Tophoven.

1986 war er Mitbegründer des früheren Bonner „Institut für Terrorismusforschung“. Seit September 2003 leitet er das neugegründete „Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik (IfTuS).

Sein Wissen hat er auch bei persönlichen Besuchen in Israel, Pakistan und Afghanistan erworben. Tophoven veröffentlicht bis heute Artikel in Fachzeitschriften sowie Tages- und Wochenzeitungen. Auch bei der Bundeswehr ist er in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem gefragten Gesprächspartner geworden.

Die aktuelle Entwicklung nach den Anschlägen von Paris sieht Tophoven mit Sorge. Das auch, weil nach seinen Informationen alleine in NRW rund 40 beim sogenannten Islamischen Staat (IS) ausgebildete Terroristen leben, die dazu fähig sind, Terroranschläge zu verüben.

Wichtig ist ihm auch, die Themen IS-Terror und Flüchtlingsströme klar voneinander zu trennen. Trotzdem gebe es Flüchtlinge, die andere Flüchtlinge beschuldigten, IS-Sympathisanten zu sein. „Dafür gibt es aber keine belastbaren Erkenntnisse“, sagt Tophoven.

Die IS-Terroristen machen sich immer häufiger die neuen Informationstechnologien zunutze. Und das gilt nicht nur für die sozialen Netzwerke wie Facebook. „Die haben teilweise zehn Handys. Über jedes setzen sie nur einen Befehl ab und werfen es dann weg, um unerkannt zu bleiben“, sagt Tophoven.