Grefrath Familie Deda droht Abschiebung
Die Albaner leben in Grefrath. Zwei Frauen kämpfen für ein Bleiberecht des Paares mit drei Jungs.
Grefrath. Eltern und Großeltern sind zur Abschlussfeier der vierten Klassen der Grefrather Grundschule gekommen. Fröhlich laufen die Kinder herum und freuen sich auf die neuen Erfahrungen in den weiterführenden Schulen. Doch ungetrübt ist die Freude nicht bei allen. Denn Familie Deda, die eigentlich den Abschluss ihres Sohnes Brendan feiern wollte, blickt in eine ungewisse Zukunft: Sie hat vor wenigen Tagen erfahren, dass sie abgeschoben werden soll. Ab dem 26. Juli muss sie damit rechnen, von der Polizei geholt und nach Albanien gebracht zu werden.
Doch so weit soll es nicht kommen. Dafür setzen sich die Grefratherinnen Zümran Zeytindali und Karin Rosenstengel ein. So haben sie beispielsweise etwa 200 Unterschriften bei der Abschlussfeier gesammelt und wollen diese dem Brief an die Härtefallkommission des Landes Nordrhein Westfalen anheften. Darin legen die beiden dar, weshalb Familie Deda von der Abschiebung verschont werden soll, obwohl Albanien als sicheres Herkunftsland gilt. Im WZ-Gespräch schildern Zeytindali und Rosenstengel, warum sie sich für die Familie einsetzen.
Selten habe sie eine Familie erlebt, die sich so in die dörfliche Gemeinschaft eingefügt habe, sagt Zeytindali und sie habe schon einige Familie begleitet. So habe der älteste Sohn Brendan (10) eine Gymnasialempfehlung der Grundschule erhalten und die Liebfrauenschule habe ihm einen Platz nach dem Sommerferien zugesagt. „Als ich Brendan 2015 kennengelernt habe, da konnte er gerade einmal ja und nein sagen“, berichtet Rosenstengel. Der Junge spiele auch im SV Grefrath Fußball.
2015 war das Jahr, in dem die Familie Deda nach Grefrath gekommen ist. „Sie sind über Italien nach Deutschland gereist“, berichtet Zeytindali. Die Erstaufnahme in Massen bei Unna erfolgte am 7. August, vier Tage später wurden Albert (40) und Antigona (37) mit ihren Kindern Brendan und Brajan (6) nach Grefrath geschickt. Seitdem wohnen sie in der Unterkunft Am Reinersbach. Der dritte Sohn, Björn, wurde im April 2016 geboren.
„Die Familie hat sich ein Leben, eine Zukunft in Grefrath aufgebaut“, sagt Rosenstengel. Sohn Brajan soll nach dem Sommer die Grundschule besuchen. Vater Albert, der eine Arbeitserlaubnis habe, arbeitet in Haus Bey in Hinsbeck. Seine Frau Antigona habe eine Zusage für eine Festanstellung als Haushaltshilfe, ihr fehle jedoch noch die Erlaubnis, zu arbeiten.
Der Grund, warum Albert Deda mit den Seinen aus Albanien nach Deutschland geflüchtet ist: Todesangst. Karin Rosenstengel erzählt, was der Albaner ihr berichtet hat. Er habe in einem Toto-Lotto-Geschäft gearbeitet. Nach einem Ladenraub wurde er beschuldigt, Geld gestohlen zu haben, obwohl er es nachweislich nicht getan haben konnte. Der Ladenbesitzer habe ihn mit Todesdrohungen so unter Druck gestzt, dass er mit seiner Familie Schutz bei der Familie seiner Frau gesucht habe. Deda habe gesagt: „In Albanien werden die Kriminellen aus dem Gefängnis entlassen und die Armen ins Gefängnis gesteckt.“ Deutschland sei für ihn die Hoffnung auf Sicherheit und Arbeit gewesen. Müsse er nun zurück, stünde er vor dem Nichts. Und die Kinder hätten kaum eine Chance auf eine solide Ausbildung.
In Grefrath fühle die Familie sich sehr wohl. Antigona Deda wäre sehr hilfsbereit. Wenn sie einen Sprachkurs besuchen würde, passe der Vater auf das Baby auf. „Es sind Muslime, sie stellen ihren Glauben aber nicht in den Mittelpunkt“, sagt Zeytindale. Die weiß, wie es sich anfühlt, wenn man um sein Bleiberecht kämpfen muss. Sie selbst sei vor 23 Jahren nach Deutschland gekommen. „Es hat drei Jahre gedauert bis ich trotz einer festen Arbeit bleiben durfte. Heute habe ich eine Familie, Kinder und eine gesicherte Zukunft“, sagt sie. Das ist etwas, was sie, Karin Rosenstengel und weitere Unterstützer für Albert, Antigona, Brendan, Brajan und Björn auch möchten.