Familie Martens: Die Zeit immer im Blick

In der Familie Martens lernt inzwischen die fünfte Generation das Handwerk. Der 18-jährige Kai besucht eine Schule in Hamburg.

Kempen. An seine erste Uhr kann sich Kai Martens nicht mehr erinnern. Im Gegensatz zu seinem Vater Achim: „Es war eine blaue Scout-Kinderuhr zu seiner Kommunion.“ Heute trägt der 18-Jährige mit Stolz eine Victorinox mit Gravur, die er von seinem Vater zum 18. Geburtstag bekommen hat. Achim Martens hatte diese zuvor an seinem Handgelenk getragen.

Zeitmesser spielen eine große Rolle in der Familie Martens. „Seit 1935 führen wir in Kempen am Studentenacker ein Uhrmacher-Geschäft“, sagt Karlhans Martens (74). Er und sein Sohn Achim (47) sind Meister in ihrem Gewerbe. Und auch der 18-jährige Kai will nun in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters treten: Er besucht eine Uhrmacherschule in Hamburg.

Das Handwerk hat Tradition in der Familie. Franz Martens, der Urgroßvater von Kai, hat das Geschäft in Kempen aufgebaut. Und bereits dessen Vater Johannes übte das Handwerk in Weeze aus. „Er hatte fünf Brüder, die Uhrmacher waren. Und einer war Chirurg“, erinnert sich Karlhans Martens an Familienerzählungen.

Die gleiche Berufung lässt die drei Männer näher zusammenrücken. „Wir unterhalten uns viel über das Handwerk. Einiges hat sich auch verändert“, sagt Karlhans Martens. Zu seiner Lehrzeit Mitte der 1950er Jahre war eine mechanische Uhr Standard, heute seien es hauptsächlich elektronische. Wobei sich das auch wieder ändere, fügt sein Sohn Achim an: „Die mechanischen Uhren erleben eine Renaissance.“

Dem jüngsten Martens gefallen beide Macharten, wobei er die mechanischen ein wenig vorzieht: „Sie sind schöner, weil man sieht, wie all diese kleinen Teile zusammenwirken.“ Und wie das funktioniert, lernt der ehemalige Schüler des Thomaeums zurzeit in Hamburg-Farmsen. Dort wohnt er in einem kleinen Zimmer und ist einer von vier Auswärtigen an der Beruflichen Schule Farmsen. In Hamburg werden zurzeit 25 junge Leute in Uhrentechnik unterrichtet. „60 hatten sich beworben. Und wir sind stolz, dass unser Sohn die Aufnahme geschafft hat. Lehrstellen in diesem Bereich sind rar“, sagt Vater Achim Martens.

Gefragt nach dem seiner Meinung nach typischen Uhrmacher-Werkzeug sagt Karlhans Martens: „Der Drehstuhl, den habe ich von meinem Vater und benutze ihn noch heute.“ Sein Sohn Achim nennt die Lupe, die „wir eigentlich immer im Auge haben“. Und Enkel Kai stellt den Ölgeber auf dem Werktisch heraus. „Aber ich kenne noch nicht alle Werkzeuge.“

Auch privat sind Zeitmesser in der Familie ein Thema. Der Senior sammelt alte Uhren „mit schönen, großen Gravuren“. Sohn Achim hat einige auch mit Schlagwerk in der Wohnung. Doch diese seien nicht in Aktion, „weil die Geräusche meine Frau Petra stören“.