Gernot Hassknecht: Bluthochdruck-Kabarett zum Ausflippen

Gernot Hassknecht begeistert zweimal im ausverkauften Forum in St. Hubert.

Gernot Hassknecht: Bluthochdruck-Kabarett zum Ausflippen
Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

St. Hubert. Dieser Mann ist zum Ausflippen komisch: Gernot Hassknecht, Chef-Mauler der ZDF-Satire „heute-show“, gastierte Montag und Dienstag im ausverkauften Forum und erklärte dort, wie man „in zwölf Schritten zum Choleriker“ wird. Dieses „Hassknecht-Prinzip“ funktioniert bei jedem, weil der Mensch frei nach Einstein „nur zehn Prozent seines Wutpotenzials“ nutzt. „Wenn ich mit Ihnen fertig bin, haben Sie es vom Amateur-Aufreger zum Profi-Choleriker geschafft“, kündigt der Meister an.

Die Voraussetzung dafür stimmt, denn Hassknechts erster Satz „Ich möchte mich beschweren!“ verheißt — zum Glück — nichts Gutes. Die Beschwerde ist absolut berechtigt, fehlt in seiner Garderobe doch der bestellte Fußnagelknipser. Auch übers „hässliche Publikum mit DDR-Frisuren“ echauffiert sich der kleine Wutknubbel völlig nachvollziehbar. Statt „Guten Tag“ fragt er „Was glotzt’n so?“, sein Yoga heißt „autoaggressives Training“.

Wer in die missliche Lage kommen sollte, sich einmal nicht aufregen zu können, dem empfiehlt Hassknecht sein Wut-Training: „Augen weit aufreißen, an die Farbe Rot denken, hektisch atmen und dann schreien!“

Gernot Hassknecht ist kein Sprach-, sondern ein Brüllrohr, das Missstände und Ärger lautstark auf den Punkt bringt. „Bei RTL wird ja viel rumgeschrien“, grenzt er sich vom Pöbel ab und formuliert Beschwerdebriefe an unfähige Bäcker („Ich wollte goldbraune Ware“), Bankberater („Alkohol, Frauen, rotes Fleisch — das ist eine gute Geldanlage!“) und die Amerikaner („arrogant, brutal, pleite“).

Doch zurück zum Hassknecht-Prinzip: Damit der Körper mitmacht, muss „Reiz-Kost“ fürs Sodbrennen her, ein Döner vor dem Amtsbesuch etwa, oder Vanilleeis mit Blutwurst. Sind Magen und Darm in Fahrt, kann man sich — apropos Mobilität — „unterwegs prima aufregen“.

Auch soziale Netzwerke (www.hassbook.com) eignen sich für allerhand destruktive Ansätze — halten Sie dazu stets einen Baseballschläger in der Nähe Ihres Monitors bereit. „Heiraten Sie auf Zeit“, rät er und vergleicht eine Partnerschaft mit der deutschen Politik: „Die Frau regiert, und der Mann tut so, als hätte auch er etwas zu melden!“

Das Camp für angehende Choleriker ist Bluthochdruck-Kabarett mit Niveau. Bis zum letzten Autogramm bleibt Hassknecht-Darsteller Hans-Joachim Heist in seinem Element, schöne Grüße von Gernot: „Am Arsch!“