Wochenende in der Altstadt Ein märchenhafter Handwerkermarkt

Kempen · Das Wetter bescherte Ausstellern und Besuchern ein tolles Wochenende in der Kempener Altstadt. Das Andrang war enorm.

Wie in alten Zeiten bzw. wie aus dem Vorlesebuch: In der Altstadt drehte sich ein Spinnrad. Fotos: Friedhelm Reimann

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

In sommerlicher Kleidung über den Kempener Handwerkermarkt flanieren – so etwas dürfte es schon seit vielen Jahren nicht mehr gegeben haben. Das Sommerwetter mitten im Oktober tat dem Markt gut, er war bereits am Samstagmittag sehr gut besucht. Entsprechend zufrieden waren die Handwerker, die ihre Waren und Dienstleistungen feilboten. Und wer genau hinschaute, ließ sich von der Hitze nicht irritieren: Hier und da konnte man Weihnachtliches entdecken.

Angelika Müller aus Viersen hatte einen Stand mit Deko-Artikeln, alles selbst gemacht, darunter einiges, das winterliches Flair versprühte. „Die Atmosphäre hier ist immer sehr schön“, sagte Kempen-Fan Angelika Müller.

So wie sie dürften einige tausend Menschen am Wochenende gedacht haben, denn das Gedränge in der Stadtmitte war groß. Egal, ob ein Eis oder eine Portion holländischer Fritten lockten - überall hatten sich lange Warteschlangen gebildet.

2017 musste der Saft noch
erwärmt werden

Jan Schulte-Bockholt hat zwar einen Hof mit Milchkühen in Krefeld. In Kempen boten er und sein Team jedoch Apfelsaft an, der vor den Augen der Besucher frisch gepresst wurde. „Die Presse ist rund 100 Jahre alt“, verriet der Milchbauer.

Die Äpfel wurden mit einer altertümlichen Maschine in einer Wanne gewaschen und dann in einem großen Kübel zur Presse gebracht. „Im vergangenen Jahr war es hier so kalt, dass wir den Apfelsaft erwärmt hatten“, erinnerte sich Jan Schulte-Bockholt.

2017 war er noch nicht dabei, jetzt fuhr Ernst Zölzer aus Rheydt mit seinem roten Ape-Dreirad vor, um alles zu schleifen, was eine Klinge hat. Dabei achtet der Schleifer auf ein faires Preis-/Leistungsverhältnis: Eine Kundin brachte einen ganzen Stapel Messer und Scheren mit und bezahlte 25 Euro.

Aus Holland kamen nicht nur die Riesen-Fritten, sondern auch viele Handwerker, die sich bei der Ausübung ihres Berufes gerne über die Schulter schauen ließen. Da war zum Beispiel die 82-jährige Alie Pelle, die unter anderem feinen Christbaumschmuck aus Spitze klöppelte. Riky Rouwhorst hatte Bienenwachskerzen in den unterschiedlichsten Ausführungen im Angebot und außerdem selbst gemachte Weihnachtskarten-Unikate.

Tim te Bohkel, der Drechsler, zeigte nur wenige Meter entfernt auf dem Buttermarkt kleine Kostproben seines Könnens. „Ich mache hier gerade kleine Kreisel aus Holz, damit das Publikum den Herstellungsprozess vom Anfang bis zum Ende beobachten kann“, erklärte te Bohkel. Henie Kappink hatte mit sehr viel Liebe zum Detail Puppenkleidung gehäkelt und genäht.

Claudia Welskop aus Marl hatte an ihrem Schmuckstand an der Ellenstraße eine kleine Entscheidungshilfe parat: „Zu teuer? Augen zu und Karte durch“, stand auf einem Schild. Sie bot ihr Kunstwerk aber zu fairen Preisen an, darunter kleine Papageien aus japanischen Perlen, mit dem Laser geschnitten.

Elke Weiers aus Büttgen hatte ihren Stand vor dem „Kunstzentrum Kempen“ aufgebaut, wo sie regelmäßig malt. „Meine neuesten Arbeiten sind diese: abstrahierte Landschaften im kleinen Format – es handelt sich um Impressionen von unserer Hurtigrouten-Tour.“ Josef Wawer aus Essen ist schon seit vielen Jahren auf dem Kempener Handwerkermarkt präsent. Er ist Besteckkünstler, seine Arbeiten erfreuen sich großer Beliebtheit. „Ich arbeite auch auf Bestellung. Aus einem Silberlöffel der verstorbenen Tante mache ich ein tolles Schmuckstück.“